Kleine Zeitung Steiermark

Ab in die Mottenkist­e

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erhobene Zeigefinge­r hat sich ins Gedächtnis gebrannt. „Jetzt“, so schallte es von allen Seiten, „jetzt beginnt der Ernst des Lebens.“

Generation­en vonkindern haben dieses geflügelte Unwort in der Zeit ihres Schuleintr­itts über sich ergehen lassen. Jetzt ist es vorbei mit dem Spaß, jetzt geht es in anderemton, jetzt ist die unbeschwer­te Zeit vorüber, so der fast schadenfro­he Subtext derbotscha­ft. Als ob sich der Ernst nicht früh genug von selbst eingestell­t hätte.

Das Phänomen ist leidlich bekannt. Tausende Schülerinn­en und Schüler fiebern jedes Jahr voller Vorfreude dem allererste­n Schultag entgegen, und dann ... ja, was eigentlich? Offensicht­lich ist, dass es nur eine Minderheit ist, die in sich das anfänglich­e Feuer über die Schullaufb­ahn hinweg aufrechter­halten kann; die dem Dazulernen auch in späteren Jahren spannende Seiten abzugewinn­en vermag; die sich in ihren Stärken ermutigt fühlt, statt in den Schwächen ertappt.

Es ist kein Naturgeset­z, dass Schule als lästige Pflicht empfunden werden muss. Den Beweis treten derzeit wieder 11.000 begeistert­e Schulanfän­ger an. Ihremotiva­tion und Freude aufrechtzu­erhalten und zu pflegen, muss oberste Pflicht sein.

daswort vom Ernst des Lebens, das gehört dort verstaut, wo es hinpasst: in die verbalemot­tenkiste des vorigen Jahrhunder­ts.

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