Einwesternritt und eine Geburtsstunde
John C. Reilly ritt imwestern „The Sisters Brothers“endlich in die erste Schauspielreihe und der ewig preisverdächtige Mike Leigh präsentierte sein Historiendrama „Peterloo“.
richtete. „Es hatte immer dann Flatulenzen, wenn Jacques ‚Action!‘ rief“, erzählte er.
Solche harmlosen Witzchen gab es in „The Sisters Brothers“nicht. (Ironisch) komischemomente hielt der Film in seinem rauen Setting trotzdem immer wieder bereit, mit dem Audiard („Ein Prophet“) erstmals auf Englisch und einen Western gedreht hat – mit vie- len klassischen Motiven und doch recht eigen. Nachdem der Franzose zuletzt für „Von Dämonen und Wundern“in Cannes die Goldene Palme gewonnen hat, wird „The Sisters Brothers“wohl kein Anwärter auf den Goldenenlöwen sein. Dendarstellerpreis hätte Reilly aber auf jeden Fall verdient.
Ob wiederum der ewig preisverdächtige Brite Mike Leigh, der mit „Veradrake“schon einmal den Löwen gewann, die Jury mit dem historischen Drama „Peterloo“überzeugen kann? Das scheint eher fraglich. Trotz des Detailaufwands mit Ausstattung und Kostümen. Trotz des politischen Themas, das auch etwas über das Heute zu sagen hat. „Wir leben in einer Welt, in der Fragen über Demokratie und Armut nur allzu offensichtlich sind“, erklärte der 75-Jährige, der nachzeichnet, wie es zum Peterloo-massaker kam: mit einer 1819 gewaltsam niedergeschlagenen Demo in Manchester, die Leigh als „Geburtsstunde unserer modernen Demokratie“bezeichnete.
Dabei bringt der Regisseur durchaus Ordnung in das weite Feld aller beteiligten Seiten und hat auch die Unterstützung eines bis in die kleinste Rolle hervorragend besetzten Ensembles. Dennoch springt der revolutionäre Funke in über 150 teils sehr zähen Minuten kaum über.