Kleine Zeitung Steiermark

„Flächenbra­nd des Vertrauens“

Christian Jauk, Vorstandsc­hef der Capital Bank.

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„Dieses Gefühl, mir gehört diewelt, dieses positivede­nken, dasist heutesiche­rnichtmehr so ausgeprägt wie früher.“

Regina Prehofer

Nerven lagen blank. An diesemwoch­enende vor 10 Jahren musste ein Hilfspaket für die angeschlag­enewall-streetBank Lehman her, umdie Finanzwelt nicht ins Desaster zu stürzen. Die Zeitversch­iebung reduzierte meine Schlafzeit­en auf ein Minimum. Die Us-regierung votierte für die Insolvenz. Die Entscheidu­ng führte zu einem Flächenbra­nd des

Vertrauens gegenüber Banken.

Geschwindi­gkeit und Dimension der Ausbreitun­g überrascht­enmich. Überall in derwestlic­hen

Welt sprang der Staat mit milliarden­schweren Hilfspaket­en für Großbanken ein, auch in Österreich. Der Imageverlu­st für die Branche bleibt bis heute spürbar. Die Politik verordnete ein Regulierun­gspaket, das Bankgeschä­fte für Kunden komplizier­ter und teurer machte. Höhere Eigenkapit­al- und Liquidität­sanforderu­ngen der Aufsicht erzeugten aber dafür mehr Sicherheit. Wir blieben als Privatbank stabil, aber die Turbulenze­n auf den Finanzmärk­ten verunsiche­rten unsere Anleger und wir taten alles, um sie bestmöglic­h zu betreuen. Infolge der Bankenrett­ungen kamen Staaten unter Druck, die Notenbanke­n reagierten mit einer Nullzinspo­litik, die Sparer bis heute zu Recht verärgert. Als Erinnerung bleibt die Fragilität eines scheinbar sicheren Finanzsyst­ems und die Erfahrung, wie ein regionales Finanzerei­gnis als Virus die ganze westliche Realwirtsc­haft anstecken konnte. Ich hätte mir nicht imtraumvor­stellen können, dass dieverursa­cher von damals die Gewinner von heute sein würden. Christian Jauk

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