Kleine Zeitung Steiermark

Bub über Jahre hinweg von Stiefmutte­r gequält

-

Es war ein mehr als zehn Jahre langes, unvorstell­bares Martyrium, das ein junger Steirer im Bezirk Südoststei­ermark über sich ergehen lassen musste: Ab seinem vierten Lebensjahr lebte er zusammen mit seinem Vater bei einer heute 51-jährigen Frau. Diese soll ihm massiv Gewalt angetan haben, stand deshalb in Grazwegen körperlich­en sowie seelischen Quälens vor Gericht.

Die Angeklagte erklärte Richter Oliver Graf, sie fühle sich nicht schuldig. Es stimme aber, dass sie ihrem Stiefsohn ein bis zwei Ohrfeigen pro Monat versetzt oder ihn an den Haaren oder Ohren gezogen habe, „wenn er nicht folgte, zurückrede­te oder schlimm war“.

Anschließe­nd versuchte die Beschuldig­te mit kurzen Antworten zu erklären, warum sie dem Buben die Ohrfeigen verpasst hatte. Als der Richter die gravierend­eren Vorwürfe aufzählte, leugnete die 51-Jährige alles: „Haben Sie ihm mit dem Jausenbret­t auf den Kopf geschlagen, sodass er blutete?“, „Haben Sie ihn im Tankraum eingesperr­t?“, „Hat er Erbrochene­s essen müssen?“, „Haben Sie ihn gezwungen, auf eine heiße Herdplatte zu greifen, wodurch er Brandblase­n erlitt?“, „Haben Sie seinen Kopf ins Klo gesteckt?“, fragte Graf. Stets wies die Angeklagte die Vorwürfe zurück und redete sich auf den Buben aus.

Der Stiefsohn (jetzt 24 Jahre alt) selbst schilderte detaillier­t, was ihm in seiner Kindheit widerfahre­n sei: „In der Schule wurde mir aufgetrage­n, dass ich den Buchstaben R ausspreche­n üben soll. Bei der Autofahrt grölte sie mit mir, ich soll das R sagen, das sei ja nicht so schwer. Als ich dann ausstieg, nahm sie eine Kinderspie­lzeugschau­fel aus Eisen und schlug mir damit auf den Mund. Ich blutete und Zahnstücke fielen mir raus.“

Nach Jahren, in denen er versucht habe, sich mit Alkohol zu betäuben, wolle er nun seine Kindheit aufarbeite­n. Er habe sich seiner Freundin anvertraut, über das Gewaltschu­tzzentrum landete der Fall nun vor Gericht. Weitere Zeugen müssen noch geladen werden, gestern wurde schließlic­h vertagt. GREGOR HIEBL

Martyrium seit dem 4. Lebensjahr: Steirer musste Erbrochene­s essen, er wurde mit dem Kopf ins Klo gesteckt. Prozess in Graz vertagt.

Frido Mann, der auch im „Doktor Faustus“verewigte Lieblingse­nkel von Thomas Mann, las am Dienstag vor rund 100 Zuhörern in der Buchhandlu­ngmoser aus seinem neuen Buch „Dasweiße Haus des Exils“. Damit ist der einstige Familiensi­tz der Familie Mann in Kalifornie­n gemeint, der nun als transatlan­tisches Begegnungs­zentrum dient. Frido Mann ist dieser Dialog zwischen den USA und Europa ein dringendes Anliegen. In Graz war Frido Mann das erste Mal, er hat allerdings einen starken Österreich­bezug. In den 50erJahren besuchte er zwei Jahre lang dievolkssc­hule in Strobl amwolfgang­see.

 ??  ?? Frido Mann, 78, bei seiner Lesung in Graz
Frido Mann, 78, bei seiner Lesung in Graz

Newspapers in German

Newspapers from Austria