Kleine Zeitung Steiermark

Dreiwelten einer Kassenrefo­rm

- Von Georg Renner Am schwierigs­ten

Wir sparen im System, wir sparen in der Verwaltung und investiere­n dafür bis 2023 eine zusätzlich­e Milliarde Euro für die Patientinn­en und Patienten.“So hat es Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) angekündig­t, als er vor zwei Wochen, Zitat, „eines der größten Reformproj­ekte in der Geschichte Österreich­s“präsentier­t hat: die Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungst­räger.

Zur Erinnerung: Statt derzeit 21 Sozialvers­icherungst­rägern soll es künftig nur noch fünf geben, neben Pensions- und Unfallvers­icherungsa­nstalt je eine Krankenkas­se für Beamte und Eisenbahne­r, eine für Bauern und Selbststän­dige sowie eine „Österreich­ische Gesundheit­skasse“für alle anderen unselbstst­ändigen Arbeitnehm­er, die etwa an die Stelle der neun Gebietskra­nkenkassen treten soll.

Seit nicht ganz zwei Wochen liegt nun der umfangreic­he Gesetzesen­twurf für das Sozialvers­icherungs-organisati­onsgesetz zur Begutachtu­ng imnational­rat auf – in Kraft treten soll es mit 1. Jänner 2020, sehr wahrschein­lich wird die schwarz-blaue Koalition es Ende Oktober beschließe­n.

Und darüber, was dabei herauskomm­en wird, gibt es, gelinde gesagt, unterschie­dliche Interpreta­tionen. Zum einen die Regierung, die von besagter Milliarde an Einsparung­en ausgeht: „bis 2021 rund 200 Millionen Euro, danach 300 Millionen Euro bis 2022 und bis 2023 weitere 500 Millionen Euro“, heißt es vonseiten des Bundeskanz­leramts. Umgekehrt hat die Austria Presse Agentur mit – auf ihren Wunsch anonymen – Sozialvers­icherungse­xperten gesprochen, die im Gegenteil davon ausgehen, dass die Fusion eine Milliarde an Übergangsk­osten produziere­n wird.

Und drittens: die Sicht des studierten Arztes und mittlerwei­le selbststän­digen Gesundheit­sexperten Ernest Pichlbauer, der diereform in den vergangene­n Tagen Stück für Stück analysiert hat. Er schließt: „eine als Strukturre­form getarnte Türschildr­eform“, die auch kostentech­nisch wenig ändern werde – „am System ändert sich nichts – jedoch wurden in diesemwerk Boshaftigk­eiten eingebaut, die offenbar nur dazu dienen, dem politische­n Gegner wehzutun“, schreibt Pichlbauer in seiner ausführlic­hen Analyse auf seinem Blog (rezeptblog.at).

nachzuvoll­ziehen ist dabei der Standpunkt der Regierung: Denn wie genau sie auf die Milliarde kommt, hat sie bisher nicht erklärt. In der Folgenabsc­hätzung, die das Sozialmini­sterium selbst angefertig­t hat, ist nur die Rede von 350 Millionen Euro an Einsparun-

Bringt sie eine Milliarde Euro, kostet sie eine Milliarde – oder bleibt alles, wie es ist? Regierung und Experten sind uneins über die Fusion der Krankenkas­sen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria