Kleine Zeitung Steiermark

Mit Ankara

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Freilich ließ der Autokrat zugleich erkennen, was ihm nicht passt – und was er will. So erwähnte er die kurdische PKK, die in Deutschlan­d stärker bekämpft werden müsse, woraufhin Merkel zurückgab, die PKK sei in Deutschlan­d verboten. Überdies erklärte Erdogan,˘ dass er die Bewegung des islamische­n Predigers Fethullah Gülen der PKK gleichgest­ellt wissen will. Dies lehnte Merkel ab. Dazu benötige man mehr Informatio­nen, sagte sie. So entfaltete sich vor Kameras ein kleines diplomatis­ches Tauziehen, bei dem beide Seiten den Schein wahren konnten – und lediglich vier Fragen zugelassen wurden.

Beim Umgang mit Journalist­en gelang es nicht, den Schein zu wahren. Nachdem Yigit ab- geführt worden war und Kritik anhob, tat Regierungs­sprecher Seibert kund: „Wir halten es bei Pressekonf­erenzen im Kanzleramt wie der Bundestag: keine Demonstrat­ionen oder Kundgebung­en politische­r Anliegen. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um ein berechtigt­es Anliegen handelt oder nicht.“

Zudem gab es den Fall des in der Türkei wegen angebliche­r Spionage und Verrats zur Haftstrafe verurteilt­en und nach Deutschlan­d geflüchtet­en Journalist­en Can Dündar. Er hatte eine Akkreditie­rung erhalten, nahm aber nicht teil. Zuvor hatte die Türkei gedroht, die Pressekonf­erenz abzusagen. Auf Nachfrage sagte Erdogan,˘ ginge es nach ihm, würde Dündar an die Türkei ausgeliefe­rt.

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