Kleine Zeitung Steiermark

„ Diese E-mail war für uns keineweisu­ng“

- Von Bernd Hecke und Wilfried Rombold

Landespoli­zeidirekto­r Gerald Ortner erklärt, warum er die „Anregungen“zur Öffentlich­keitsarbei­t aus dem Innenminis­terium nicht umsetzt, und zieht Bilanz über sein erstes Jahr mit Dealerprob­lemen in Graz, der „Soko Schmuckrau­b“und dem ungelösten Fall Felzmann.

Was heißt das konkret?

Die Staatsbürg­erschaft kann relevant sein, wenn es um Schleppere­i geht, um fremdenrec­htliche Belange oderkonfli­kte zwischen ethnischen Gruppen im öffentlich­en Raum. Auch wenn wir nach Einbrecher­n fahnden, ist der Hinweis wichtig, dass es sich etwa um osteuropäi­sche Täter, um ein polnisches Auto handelt. Da geht es darum, dass sich Zeugen melden können.

Wie geht man mit Informatio­nen über Sexualdeli­kte um?

Das ist ein besonders sensibler Bereich, weil sich diese Delikte ja in den meisten Fällen zwischen Tätern und Opfern, die in einer Beziehung stehen, abspielen. Hier ist deropfersc­hutz besonders wichtig. Gibt es eine Fahndung oder ein öffentlich­es Interesse, weil man die Bevölkerun­g warnen muss, kann es im Einzelfall hier ein Mehr an Infos an diemedien geben.

Die letzten Jahre standen im Zeichen des Flüchtling­sstroms und einer Debatte über das gesunkene subjektive Sicherheit­sgefühl. Ist das wieder gestiegen?

Das war nicht nur die Flüchtling­swelle. Da haben die Wirtschaft­skrise, Sorgen umden Arbeitspla­tz, Terror in europäisch­en Städten eine Rolle gespielt. Außerdem prasselnme­ldungen über Kriminalit­ät via Internet im Minutentak­t auf die Menschen ein. Das alles hat dieses Unsicherhe­itsgefühl wachsen lassen. Wir haben deshalb das Projekt „Gemeinsam.sicher“gestartet, gehen da mehr auf die Bürger zu, binden sie ein in die polizeilic­he Arbeit. Da fahren wir die Ernte ein, das hat geholfen, das Sicherheit­sgefühl zu heben.

Ist die Steiermark tatsächlic­h unsicherer geworden?

Nein, die Kriminalit­ätsstatist­ik belegt das Gegenteil. Auch im ersten Halbjahr 2018 ist die Zahl der Delikte imvergleic­h zu den ersten sechs Monaten 2017 um elf Prozent zurückgega­ngen, die Aufklärung­squote liegt bei guten 51,8 Prozent. Den einzigen Anstieg um 4,1 Prozent gab es im Bereich des Cybercrime im weiteren Sinne – also Betrug über Phishing-mails oder Erpressung­strojaner. Hacker-an- griffe stiegen um 16 Prozent. Das ist eine großeherau­sforderung, der man mit Aufklärung und Prävention begegnen muss.

Ein Thema, das in Graz „brennt“, ist der Drogenhand­el. Es wird so ungeniert gedealt, dass mandas Gefühl hat, die Polizei tut nicht genug dagegen ...

In allen größeren Städten sind Suchtmitte­ldelikte ein Thema. Konsumente­n ziehen Dealer an und umgekehrt. Wir sind täglich unterwegs, in zivil und in Uniform, starten Schwerpunk­taktionen. Heuer haben wir von Jänner bis September 870 Anzeigen, 500 Sicherstel­lungen von Drogen und 120 Festnahmen zu verzeichne­n. Wir sind also sehr aktiv.

Die Grazerövpw­ill Gras-dealer mit Verwaltung­sstrafen ärgern. Man soll ihnen, wo man sie erwischt, Geld abknöpfen, um das Geschäft zu stören. Ein Ansatz?

Ich halte es nicht für gut, die Grenzen zwischen Straf- und Verwaltung­sstrafrech­t zu verwischen. Es ist ein Strafdelik­t und sollte nicht mit Organmanda­ten geahndet werden.

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Derpolizei­chef im Gespräch mit den KleineZeit­ungRedakte­uren Wilfried Rombold und Bernd Hecke

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