Kleine Zeitung Steiermark

Vom Krampf mit der billigen Bohne

Des Konsumente­n Freud, des Produzente­n Leid? Der Preis für Rohkaffee sinkt auf ein Zwölfjahre­stief und bringt kleine Bauern massiv unter Druck. Der Kaffeekons­um steigt indes weiter an.

- Von Markus Zottler

Wenn am kommenden Montag der „Internatio­nale Tag des Kaffees“begangen wird, ist vielen Produzente­n des schmackhaf­ten Wachmacher­s sicher nicht zum Feiern zumute.

Der Grund ist ein heftiger Preisverfa­ll. Kostete der Sack Rohkaffee vor ein paar Jahren noch 300 Dollar (258 Euro), dümpelt der Preis jetzt nahe der 100-Dollar-marke vor sich hin und erreichte jüngst gar ein Zwölfjahre­stief.

Besonders dramatisch aus Produzente­nsicht: Am wichtigste­n Handelspla­tz in New

York kostet ein Pfund der Arabica-sorte derzeit weniger als einen Dollar. Was für viele Kaffeebaue­rn bedeutet, dass nicht einmal deren Produktion­skosten – diese liegen je nach Land meist zwischen 1,30 und 1,40 Dollar – abgedeckt sind. „Völlig inakzeptab­el“seien derlei Preise, sagt etwa Hartwig Kirner, Chef von Fairtrade Österreich, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.

Was aber sind überhaupt die Gründe für den Preisverfa­ll? Grundsätzl­ich kann man drei dominante Faktoren nennen.

Erstens: In den Kaffee-hauptanbau­ländern Brasilien und Vietnam werden heuer starke Ernten erwartet, in Brasilien soll das Plus im Vergleich mit dem – enttäusche­nden – Vorjahr 30 Prozent betragen.

Zweitens: Die brasiliani­sche Währung Real schwächelt. Das führt dazu, dass die Exporte des südamerika­nischen Landes günstiger werden. Weil die Ernte der brasiliani­schen Kaffeebaue­rn in Us-dollar gehandelt Fairtrade-boss Hartwig Kirner wird, leeren diese ihre Lager. Hier fällt auch ins Gewicht, dass „Kleinbauer­n nicht die Möglichkei­t haben, den Kaffee zu lagern und im nächsten Jahr zu verkaufen“, wie Hartwig Kirner erklärt: „Die brauchen das Geld sofort.“

Und drittens: Die Überkapazi­täten am Kaffeemark­t bringen

Kaffeeprei­s

Spekulante­n auf den Plan, die aufweiterf­allende Preise setzen. Während diese Wette erst einmal aufzugehen scheint, wird die Lage für manche Produzente­n dadurch freilich noch dramatisch­er. Diese äußern in einem von brasiliani­schen und kolumbiani­schen Bauern gemein-

Preisentwi­cklung in den letzten zwei Jahren in Us-cent pro Pfund und (1 Pfund = 0,45 Kilogramm) 160

150 140 120 110 100

90 Aug. 2016 Nov. 2016 Feb. 2017 Mai 2017 Aug. 2017 Nov. 2017 Feb. 2018 Mai 2018 Sept. 2018

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