Vom Krampf mit der billigen Bohne
Des Konsumenten Freud, des Produzenten Leid? Der Preis für Rohkaffee sinkt auf ein Zwölfjahrestief und bringt kleine Bauern massiv unter Druck. Der Kaffeekonsum steigt indes weiter an.
Wenn am kommenden Montag der „Internationale Tag des Kaffees“begangen wird, ist vielen Produzenten des schmackhaften Wachmachers sicher nicht zum Feiern zumute.
Der Grund ist ein heftiger Preisverfall. Kostete der Sack Rohkaffee vor ein paar Jahren noch 300 Dollar (258 Euro), dümpelt der Preis jetzt nahe der 100-Dollar-marke vor sich hin und erreichte jüngst gar ein Zwölfjahrestief.
Besonders dramatisch aus Produzentensicht: Am wichtigsten Handelsplatz in New
York kostet ein Pfund der Arabica-sorte derzeit weniger als einen Dollar. Was für viele Kaffeebauern bedeutet, dass nicht einmal deren Produktionskosten – diese liegen je nach Land meist zwischen 1,30 und 1,40 Dollar – abgedeckt sind. „Völlig inakzeptabel“seien derlei Preise, sagt etwa Hartwig Kirner, Chef von Fairtrade Österreich, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.
Was aber sind überhaupt die Gründe für den Preisverfall? Grundsätzlich kann man drei dominante Faktoren nennen.
Erstens: In den Kaffee-hauptanbauländern Brasilien und Vietnam werden heuer starke Ernten erwartet, in Brasilien soll das Plus im Vergleich mit dem – enttäuschenden – Vorjahr 30 Prozent betragen.
Zweitens: Die brasilianische Währung Real schwächelt. Das führt dazu, dass die Exporte des südamerikanischen Landes günstiger werden. Weil die Ernte der brasilianischen Kaffeebauern in Us-dollar gehandelt Fairtrade-boss Hartwig Kirner wird, leeren diese ihre Lager. Hier fällt auch ins Gewicht, dass „Kleinbauern nicht die Möglichkeit haben, den Kaffee zu lagern und im nächsten Jahr zu verkaufen“, wie Hartwig Kirner erklärt: „Die brauchen das Geld sofort.“
Und drittens: Die Überkapazitäten am Kaffeemarkt bringen
Kaffeepreis
Spekulanten auf den Plan, die aufweiterfallende Preise setzen. Während diese Wette erst einmal aufzugehen scheint, wird die Lage für manche Produzenten dadurch freilich noch dramatischer. Diese äußern in einem von brasilianischen und kolumbianischen Bauern gemein-
Preisentwicklung in den letzten zwei Jahren in Us-cent pro Pfund und (1 Pfund = 0,45 Kilogramm) 160
150 140 120 110 100
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