Mädchen, es gibt noch so viel zu tun
Wider die Diskriminierung: Gründe, warum es einen Weltmädchentag noch braucht, gibt es sonder Zahl.
Schon auf der Startlinie auf verlorenem Posten – nur weil man aus pathologisch verengter Sicht der Diskriminierungswütigen mitdem„falschen“Geschlecht zurwelt kam? Der heutige Weltmädchentag, 2011 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, ist jener Tag, an dem ein globales Feld voller Missstände ausgeleuchtet werden soll: 1,1 Milliarden Mädchen unter 18 Jahren gibt es auf dem Planeten. Millionen von ihnen sind nach wie vor/mehr denn je Opfer von Diskriminierung und Gewalt in allen denkbaren oder unvorstellbaren Ausprägungsformen.
Malala Yousafzai, zum Zeitpunkt ihrer Ehrung mit 17 Jahren noch ein Mädchen, wurde die jüngste Friedensnobelpreisträgerin aller Zeiten: Die pakistanische Kinderrechtsaktivistin bezahlte ihren Kampf für die Schulbildung anderer Mädchen beinahe mit ihrem eigenen Leben. Dass ein TalibanKommando ihr im Schulbus in den Kopf schoss, ist unsagbar widerwärtig und feige. Es zeigt aber auch, welche Bedrohung im gleichberechtigten Vorankommen, in Bildung und in Emanzipierung des weiblichen Geschlechts noch immer gesehen wird. Auch heuer würdigte das Friedensnobelpreis-komitee mit der jezidischen Akti- vistinnadia Murad ein Opfer. Ein Opfer, dem es gelang, sein Schicksal umzukehren: Einst wurde die heute 25-Jährige in ihrer Heimat von der Terrormiliz Islamischer Staat über Monate als Sex-sklavin gehalten und brutal missbraucht. Sie entkam – nun tritt sie ins Scheinwerferlicht, um als Un-sonderbotschafterin Blicke auf die Qualen der Is-opfer zu lenken. Mediale Aufmerksamkeit bedeutet in dieser Welt zumindest die Restchance auf ein Überleben.
Unicef schätzt, dass Mädchen zwischen fünf und 14 Jahrenweltweittag fürtag 550 Millionen Stunden arbeiten. 29 Millionen Buben wachsen ohne Schuldbildung auf – schlimm genug. Auf der anderen Seite sind es 34 Millionen Mädchen, die im Grundschulalter keinerlei Chance auf Bildung haben. An 200 Millionen Frauen und Mädchen wurde Genitalverstümme- Mädchen in Afghanistan AP lung praktiziert – eine der abartigsten Formen der Erniedrigung, Barbarei in Rein-unkultur. Jährlich werden zwölf Millionen Mädchen gegen ihren Willen verheiratet. Unter dem recht offen getragenen Deckmantel islamischer Traditionen wird ihnen so für ihr Leben das Recht auf Selbstbestimmung genommen. In unzähligen Kriegsregionen wird sexualisierte Gewalt nicht zuletzt auch als Kampfmittel eingesetzt, man denke nur an die Unruhe-provinzen im Kongo. Sprichtmanvon den Nöten junger Mädchen, mussman die Blicke auch nach Indien lenken, wo jedes Jahr Hunderttausendeweibliche Föten abgetrieben, Mädchen direkt nach der Geburt getötetwerden oder invergewaltigungen sterben, während die Peiniger allzu häufig davonkommen.
Und ja: Am Weltmädchentag kommt man 2018 nicht umhin, auch von der #Metoo-bewegung zu sprechen. Deren Leitmotiv: Opfern von Sexismus und sexueller Gewalt vielleicht erstmals eine Stimme zu geben. Wenn man an despektierliche Äußerungen des amtierenden Us-präsidenten denkt, wonach er Frauen ob seiner Berühmtheit allzeit in den Schritt fassen könne, wenn er das nurwolle, wird klar, auf wie vielen Ebenen gekämpft werden muss. Am Ende geht es um eines: Respekt muss Allgemeingut sein.