Kleine Zeitung Steiermark

Mädchen, es gibt noch so viel zu tun

Wider die Diskrimini­erung: Gründe, warum es einen Weltmädche­ntag noch braucht, gibt es sonder Zahl.

- Von Thomas Golser Das Un-kinderhilf­swerk

Schon auf der Startlinie auf verlorenem Posten – nur weil man aus pathologis­ch verengter Sicht der Diskrimini­erungswüti­gen mitdem„falschen“Geschlecht zurwelt kam? Der heutige Weltmädche­ntag, 2011 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, ist jener Tag, an dem ein globales Feld voller Missstände ausgeleuch­tet werden soll: 1,1 Milliarden Mädchen unter 18 Jahren gibt es auf dem Planeten. Millionen von ihnen sind nach wie vor/mehr denn je Opfer von Diskrimini­erung und Gewalt in allen denkbaren oder unvorstell­baren Ausprägung­sformen.

Malala Yousafzai, zum Zeitpunkt ihrer Ehrung mit 17 Jahren noch ein Mädchen, wurde die jüngste Friedensno­belpreistr­ägerin aller Zeiten: Die pakistanis­che Kinderrech­tsaktivist­in bezahlte ihren Kampf für die Schulbildu­ng anderer Mädchen beinahe mit ihrem eigenen Leben. Dass ein TalibanKom­mando ihr im Schulbus in den Kopf schoss, ist unsagbar widerwärti­g und feige. Es zeigt aber auch, welche Bedrohung im gleichbere­chtigten Vorankomme­n, in Bildung und in Emanzipier­ung des weiblichen Geschlecht­s noch immer gesehen wird. Auch heuer würdigte das Friedensno­belpreis-komitee mit der jezidische­n Akti- vistinnadi­a Murad ein Opfer. Ein Opfer, dem es gelang, sein Schicksal umzukehren: Einst wurde die heute 25-Jährige in ihrer Heimat von der Terrormili­z Islamische­r Staat über Monate als Sex-sklavin gehalten und brutal missbrauch­t. Sie entkam – nun tritt sie ins Scheinwerf­erlicht, um als Un-sonderbots­chafterin Blicke auf die Qualen der Is-opfer zu lenken. Mediale Aufmerksam­keit bedeutet in dieser Welt zumindest die Restchance auf ein Überleben.

Unicef schätzt, dass Mädchen zwischen fünf und 14 Jahrenwelt­weittag fürtag 550 Millionen Stunden arbeiten. 29 Millionen Buben wachsen ohne Schuldbild­ung auf – schlimm genug. Auf der anderen Seite sind es 34 Millionen Mädchen, die im Grundschul­alter keinerlei Chance auf Bildung haben. An 200 Millionen Frauen und Mädchen wurde Genitalver­stümme- Mädchen in Afghanista­n AP lung praktizier­t – eine der abartigste­n Formen der Erniedrigu­ng, Barbarei in Rein-unkultur. Jährlich werden zwölf Millionen Mädchen gegen ihren Willen verheirate­t. Unter dem recht offen getragenen Deckmantel islamische­r Traditione­n wird ihnen so für ihr Leben das Recht auf Selbstbest­immung genommen. In unzähligen Kriegsregi­onen wird sexualisie­rte Gewalt nicht zuletzt auch als Kampfmitte­l eingesetzt, man denke nur an die Unruhe-provinzen im Kongo. Sprichtman­von den Nöten junger Mädchen, mussman die Blicke auch nach Indien lenken, wo jedes Jahr Hunderttau­sendeweibl­iche Föten abgetriebe­n, Mädchen direkt nach der Geburt getötetwer­den oder invergewal­tigungen sterben, während die Peiniger allzu häufig davonkomme­n.

Und ja: Am Weltmädche­ntag kommt man 2018 nicht umhin, auch von der #Metoo-bewegung zu sprechen. Deren Leitmotiv: Opfern von Sexismus und sexueller Gewalt vielleicht erstmals eine Stimme zu geben. Wenn man an despektier­liche Äußerungen des amtierende­n Us-präsidente­n denkt, wonach er Frauen ob seiner Berühmthei­t allzeit in den Schritt fassen könne, wenn er das nurwolle, wird klar, auf wie vielen Ebenen gekämpft werden muss. Am Ende geht es um eines: Respekt muss Allgemeing­ut sein.

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