Warum Haley zurücktritt
Niemand will Nikki Haley so recht glauben, dass sie sich 2020 nichtum die Präsidentschaft bewerben will. Doch wer folgt ihr bei der UNO?
Trumps
opportunistischer Golfkumpel Lindsey Graham? Oder die ergebene Sprecherin Sarah Sanders? Der USPräsident sprach von fünf möglichen Kandidaten, unter ihnen auch seine frühere Vize-sicherheitsberaterin Dina Powell. Man muss nur die Namen angeblicher Nachfolgekandidaten durchgehen, um die Bedeutung des Rückzugs von Nikki Haley mit Ende des Jahres vom Us-botschafterposten bei den UN zu begreifen.
Es ist nicht so, dass die Europäer mit Haley eine enge Freundin verlieren: Sowohl bei der Aufkündigung des IranAbkommens als auch bei der Verlegung der Us-botschaft in Israel vertrat die 46-Jährige einen knallharten Kurs. Aber als Vertreterin des traditionellen Flügels der Republikaner war sie halbwegs berechenbar.
In Trumps Ära befindet sich kaum ein Regierungsmitglied der ersten Stunde nach zwei Hardlinerin Nikki Haley
Jahren noch im Amt. Zahlreiche Minister sind angezählt. In seiner Umgebung überlebt nur, wer sich bedingungslos loyal verhält. Haleys völlig überraschender Rückzug vom prominenten New Yorker Posten traf das Weiße Haus wie ein Hurrikan. „Es war die Ehre meines Lebens“, beschrieb die 46-Jährige ihre zweijährige Zeit bei den UN. Doch nun wolle sie etwas anderes machen. Die Gründe ihres Rückzugs bleiben im Dunkeln.
Nikki Haley blickt auf eine steile politische Karriere zurück. Die Tochter indischer Einwanderer hatte im Präsidentschaftswahlkampf als
ROM
AFP Gouverneurin von Southcarolina die republikanischen Bewerber Marco Rubio und Ted Cruz unterstützt. Nach Trumps Wahlsieg erhielt sie aber doch den Botschafterposten bei den Vereinten Nationen. In der Iran- und Israel-politik vertrat sie harte Positionen. Anders als Trump trat sie für eine härtere Gangart gegenüber Russland ein.
Andererseits engagierte sich Haley für Menschenrechtsfragen, die den Präsidentenwenig interessieren, und ging in der #Metoo-debatte spürbar auf Distanz zum Regierungschef. Über den Rückzug wirdweiter spekuliert: Haley wurden als Hoffnungsträgerin der traditionellenkonservativen immer wieder Ambitionen nachgesagt, sich 2020 selbst um die Präsidentschaft zu bewerben. Auch wenn sie beteuert, nicht antreten zu wollen, will ihr das niemand so richtig glauben.
Karl Doemens, Washington