Fulminante Entdeckung spaltet die Welt
Die Wienerin Lise Meitner gilt als „Mutter der Atombombe“. Der Physikerin blieb der Nobelpreis wegen Intrigen verwehrt.
eine Frau um die Jahrhundertwendeherumin der Wissenschaft Karriere macht, war eine absolute Seltenheit. Die vor 140 Jahren in Wien geborene Lisemeitner konnte nur extern die Matura absolvieren. An der Uni in Berlin musste sie 1906 über die Hintertreppe ihr Institut aufsuchen. Die Physikerin legt in der Zwischenkriegszeit eine beispiellose Karriere hin und gilt als Entdeckerin der Kernspaltung. Bei einem legendären Weihnachtsspaziergang 1938 in Schweden fand sie gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Frisch die Erklärung für ein seltsames Phänomen, auf das ihre Kollegen Otto Hahn und Fritz Straßmann bei der Bestrahlung von Uran gestoßen waren. Hahn erhielt den Nobelpreis, Meitner, die überspitzt als die „Mutter der Atombombe“in die Geschichte einging, blieb die Ehrung verwehrt. Ein Angebot, am Bau der Bombe mitzuarbeiten, schlug sie aus.
48 Mal wurde sie später für den Nobelpreis nominiert. „Dank der heutigen Quellenlage“, schreiben David Rennert und Tanja Traxler in ihrer akri- bisch recherchierten, lesenswerten Biografie, „ist offenkundig, dass ihre Nicht-berücksichtigung weniger wissenschaftlich begründet war, denn von äußeren Faktoren beeinflusst worden ist.“Intrigen innerhalb der Nobelpreis-jury und die Tatsache, dass sie eine Frau war, trugenwesentlich dazu bei, dass sie nicht zum Zug kam. Michael Jungwirth David Rennert, Tanja Traxler.