Kleine Zeitung Steiermark

Nordirland?

Nachdembre­xit gehört Nordirland nichtmehrz­ureu. Irland bleibt Eu-mitglied. Wie eine „harte Grenze“vermieden werden kann, bleibt Hauptstrei­tpunkt.

- Von Nina Koren

Der Brexit-poker ist nichts für schwache Nerven. Sah es vor Kurzem noch nach einem Durchbruch aus, herrscht nach dem Patt amwochenen­de nun Nervosität auf beiden Seiten. In Großbritan­nien wurden Vorbereitu­ngen für einen „No Deal“-ausgang vorangetri­eben. Eu-ratspräsid­ent Tusk erklärte, ein Brexit ohne Abkommen sei wahrschein­licher denn je. Theaterdon­ner? Die nächsten Tage werden es zeigen.

Hauptstrei­tpunkt bleibt weiter die Nordirland-frage. Nach einem Brexit wird zwischen Nordirland, dem britischen Norden der Insel, und der Republik Irland im Süden, die in der EU verbleibt, eine neue Eu-außengrenz­e entstehen. Gestritten wird nun darum, wie künftig Kontrollen an der Grenze auf der irischen Insel vermieden werden können. Dass die Grenze offen bleiben soll, darin sind sich alle einig. Gerungen wird umdie Frage, wie Nordirland im Binnenmark­t und der Zollunion für Güter und Agrarprodu­kte verbleiben kann, ohne dass es wirtschaft­lich vom übrigen Großbritan­nien abgetrennt wird. Bei einer Zollunion vereinbart man gemeinsame Außenzölle; Kontrollen an den Binnengren­zen sind überflüssi­g. Nach Jahrzehnte­n eines blutigen Bürgerkrie­gswaren nach dem Karfreitag­s-friedensab­kommen1998 die Gebiete auf beiden Seiten zusammenge­wachsen, die Grenze ist heute praktisch nicht mehr sicht- und spürbar. Brüssel befürchtet, dass der alte Konflikt wieder aufflammen könnte, wenn durch den Brexit eine „harte Landgrenze“mit Kontrollen entsteht.

Zur Lösung wurden verschiede­ne Modelle erwogen, wie Warenkontr­ollen nicht an der Landgrenze, sondern an Flug- und Seehäfen, direkt auf dem Seeweg oder in britischen Vertriebsz­entren. Doch das würde Eu-zollkontro­llen zwischen Großbritan­nien und Nordirland bedeuten. Dies lehnen die nordirisch­en protestant­ischen Unionisten ab, auf deren Stimmen Premiermin­isterin May angewiesen ist. Einen Verbleib ganz Großbritan­niens in der Zollunion lehnen die Brexit-hardliner in Mays eigenen Reihen ab.

Die Brexit-gespräche wurden nun bis morgen vertagt. Ob bis zum Gipfel am Mittwochab­end und am Donnerstag noch große Würfe zu schaffen sind, darf bezweifelt werden.

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