Kleine Zeitung Steiermark

Kickls Zeugen müssen vor den U-ausschuss

- Georg Renner

Der Bvt-ausschuss befragt jene Zeugen, die Minister Kickl zur WKSTA geschickt hatte.

Ein

sehr lockerer Umgang mit Ermittlung­sdaten, die hätten gelöscht werden müssen; betrunkene Gespräche über abgezweigt­e Lösegelder; parteipoli­tisch angeordnet­e Ermittlung­en gegen einen Spö-nahen Anwalt; Intrigen um Beförderun­gen unter Beamten; geheime Informatio­nen, die ihren Weg an die Öffentlich­keit finden: Die Vernehmung­sprotokoll­e von vier Zeugen, die der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­alt (WKSTA) von Kabinettsm­itarbeiter­n Innenminis­ter Herbert Kickls (FPÖ) zugeführt worden waren, zeichnen kein vorteilhaf­tes Bild von den Zuständen im Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT).

Aber, ähnlich wie das dicke „Konvolut“voll wilder Vorwürfe, auf denen die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft ursprüngli­ch beruhten, stecken die Aussagen der (ehemaligen) Bvt-mitarbeite­r auch voller Widersprüc­he. Ist die Fernlöschu­ng von Daten durch übergeordn­ete Stellen im BVT möglich? Und hat es das Gespräch wirklich gegeben, in dem zwei Beamte im alkoholisi­erten Zustand darüber diskutiert­en, dass sie von der Nationalba­nk einen Geld- koffer mit Geiselgeld abgeholt hätten? Aus den Einvernahm­eprotokoll­en geht das alles andere als klar hervor. Dennoch sind diese die Grundlage, auf der die Staatsanwa­ltschaft die Bvt-hausdurchs­uchung am 28. Februar angeordnet hat.

Zwei der vier Zeugen des Kabinetts werden heute dem Untersuchu­ngsausschu­ss Antwort geben müssen: Wie kommen sie dazu, mit Mitarbeite­rn des (politische­n) Kabinetts des Innenminis­ters zur Staatsanwa­ltschaft zu gehen? Wieso erwähnen sie in ihren Vernehmung­en ausführlic­h die Leiterin des Extremismu­sreferats, die in den ursprüngli­chen Vorwürfen gegen das BVT nur eine Nebenrolle spielt, deren Büro bei der Hausdurchs­uchung dann aber durchsucht wird? Und wie kann es sein, dass so widersprüc­hlicheauss­agen zu einer Hausdurchs­uchung führen? „Ich werde die Zeugen fragen, was eigentlich ihremotiva­tion für ihreaussag­enwar“, erklärt Neos-ausschussm­itglied Stephanie Krisper. Weil die Aussagen Auslöser für die Razzia waren, sei es besonders wichtig, aufzukläre­n, „was der Inhalt der Vorgespräc­hewar, die das Kabinett mit den Zeugen geführt hat“.

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