Gerechter Lohn für die Nationalspieler
Ein Spielerstreik wie in Dänemark kann in Österreich derzeit nicht passieren. Die Prämienverteilung passt allen Seiten.
Bereits im Frühjahr fixierte der ÖFB das heutige Länderspiel gegen Dänemark in Herning. Aber letztlich hat nicht viel gefehlt, dass diese Partie gar nicht hätte stattfinden können. Denn im September gab es einen handfesten Skandal. Die dänischen Nationalspieler weigerten sich, das Länderspiel in der Slowakei zu bestreiten. Stattdessen musste der Europameister des Jahres 1992 mit einertruppe aus Profis unterer Ligen und Futsal-spielern antreten. Zum Glück. Eine Absage der Begegnung hätte nicht nur hohe Strafen mit sich gebracht, sogar ein Ausschluss für die Europameisterschaft 2020 stand im Raum.
Was aber genau hat überhaupt zum Boykott des WMAchtelfinalisten geführt? Das liebe Geld. Im Detail ging es um die Erlaubnis für die Spieler, individuelle Sponsorenverträge abzuschließen, auch wenn diese in Konkurrenz zu Geldgebern des Nationalteams stehen. Spät lenkte der Verband ein. Folgen blieben aber nicht aus. Die drei Topstars Kasper Schmeichel, Simon Kjaer und Christian Eriksen beklagten in einem offenen Brief den rauen Umgangston.
Das führt unweigerlich zur Frage, ob ein Spielerboykott auch in Österreich möglich wäre. Bis Mai 2020 auf jeden Fall nicht. Im Juni gab es Verhandlungen zwischen dem Spielerrat (Julian Baumgartlinger, Sebastian Prödl, Marko Arnautovic und David Alaba) sowie dem für dieses Öfb-thema zuständigen Trio mit Sportdirektor Peter Schöttel, Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold. Sie verliefen erfolgreich. „Das war ein rund zweistündiges und sehr konstruktives Gespräch“, verrät Neuhold und erklärt im selben Atemzug Details: „Wir trennen strikt zwischenwerbeauftritten für das Nationalteam, den Klub und privaten Abkommen. Somit ist es bei uns auch kein Problem, wenn ein Spieler einen privaten Werbevertrag mit einem Unternehmen hat, das in derselben Branche wie einer der Öfb-sponsoren tätig ist. Dazu sind unsere Partner angehalten, mindestens drei unserer Spieler für ihre Termine einzusetzen, um zu vermeiden, dass sich alles immer auf die gleichen Spieler fokussiert.“
Der Verteilungsschlüssel ist denkbar einfach. Wer öfter spielt, bekommt mehr Geld. Dazu gibt es erfolgsabhängige Prämien. Siege bringen mehr Zuschauer und Sponsoren. An diesem Bonus partizipieren die Spieler zusätzlich. Sebastian Prödl sieht das dänische Problem in Österreich nicht gegeben: „Wir haben uns immer zusammengerauft. Beide Seiten sind zufrieden aus den Verhandlungen gegangen.“
Marc Janko saß jahrelang im Mannschaftsrat und weiß, worauf es ankommt. „Wenn man das Gefühl hat, verarscht zu werden, kann so etwas vielleicht eskalieren. Bei uns war das nie der Fall.“Neuhold sieht es gleich: „Wenn du die Spieler verarschst, hast du verloren.“