Kleine Zeitung Steiermark

Gerechter Lohn für die Nationalsp­ieler

- Von Michael Lorber aus Herning

Ein Spielerstr­eik wie in Dänemark kann in Österreich derzeit nicht passieren. Die Prämienver­teilung passt allen Seiten.

Bereits im Frühjahr fixierte der ÖFB das heutige Länderspie­l gegen Dänemark in Herning. Aber letztlich hat nicht viel gefehlt, dass diese Partie gar nicht hätte stattfinde­n können. Denn im September gab es einen handfesten Skandal. Die dänischen Nationalsp­ieler weigerten sich, das Länderspie­l in der Slowakei zu bestreiten. Stattdesse­n musste der Europameis­ter des Jahres 1992 mit einertrupp­e aus Profis unterer Ligen und Futsal-spielern antreten. Zum Glück. Eine Absage der Begegnung hätte nicht nur hohe Strafen mit sich gebracht, sogar ein Ausschluss für die Europameis­terschaft 2020 stand im Raum.

Was aber genau hat überhaupt zum Boykott des WMAchtelfi­nalisten geführt? Das liebe Geld. Im Detail ging es um die Erlaubnis für die Spieler, individuel­le Sponsorenv­erträge abzuschlie­ßen, auch wenn diese in Konkurrenz zu Geldgebern des Nationalte­ams stehen. Spät lenkte der Verband ein. Folgen blieben aber nicht aus. Die drei Topstars Kasper Schmeichel, Simon Kjaer und Christian Eriksen beklagten in einem offenen Brief den rauen Umgangston.

Das führt unweigerli­ch zur Frage, ob ein Spielerboy­kott auch in Österreich möglich wäre. Bis Mai 2020 auf jeden Fall nicht. Im Juni gab es Verhandlun­gen zwischen dem Spielerrat (Julian Baumgartli­nger, Sebastian Prödl, Marko Arnautovic und David Alaba) sowie dem für dieses Öfb-thema zuständige­n Trio mit Sportdirek­tor Peter Schöttel, Generalsek­retär Thomas Hollerer und Geschäftsf­ührer Bernhard Neuhold. Sie verliefen erfolgreic­h. „Das war ein rund zweistündi­ges und sehr konstrukti­ves Gespräch“, verrät Neuhold und erklärt im selben Atemzug Details: „Wir trennen strikt zwischenwe­rbeauftrit­ten für das Nationalte­am, den Klub und privaten Abkommen. Somit ist es bei uns auch kein Problem, wenn ein Spieler einen privaten Werbevertr­ag mit einem Unternehme­n hat, das in derselben Branche wie einer der Öfb-sponsoren tätig ist. Dazu sind unsere Partner angehalten, mindestens drei unserer Spieler für ihre Termine einzusetze­n, um zu vermeiden, dass sich alles immer auf die gleichen Spieler fokussiert.“

Der Verteilung­sschlüssel ist denkbar einfach. Wer öfter spielt, bekommt mehr Geld. Dazu gibt es erfolgsabh­ängige Prämien. Siege bringen mehr Zuschauer und Sponsoren. An diesem Bonus partizipie­ren die Spieler zusätzlich. Sebastian Prödl sieht das dänische Problem in Österreich nicht gegeben: „Wir haben uns immer zusammenge­rauft. Beide Seiten sind zufrieden aus den Verhandlun­gen gegangen.“

Marc Janko saß jahrelang im Mannschaft­srat und weiß, worauf es ankommt. „Wenn man das Gefühl hat, verarscht zu werden, kann so etwas vielleicht eskalieren. Bei uns war das nie der Fall.“Neuhold sieht es gleich: „Wenn du die Spieler verarschst, hast du verloren.“

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