Ein Staatsbesuch, der ohne Folgen blieb
Der Renault Safrane hatte präsidiale Fähigkeiten. Gewählt haben ihn trotzdem nur sehr wenige.
Wenn
Jacques Chirac nicht gewesen wäre, hätte derrenault Safrane in unseren Breiten wahrscheinlich nicht einmal an derwahrnehmungsschwelle gekratzt. Als am häufigsten genutzte Staatskarosse des damaligen französischen Präsidenten flimmerte die Limousine der oberen Mittelklasse zumindest regelmäßig über die Bildschirme, während er auf der Straße über einen Exotenstatus nie hinauskam. Kein Image, keine Kunden – so lautet von jeher die Gleichung im automobilen Oberhaus. Da halfen auch das feudale Platzangebot, der feine Federungskomfort, die üppige Ausstattung der Baccara-versionen, die untadelige Verarbeitung und die riesige Kofferraum- klappe nichts, die mitsamt der Heckscheibe aufschwang.
Und auch nicht der mehr als ehrenwerte Versuch, dem Safrane mit vereinten Kräften der damaligen Tuning-größen zumindest ein Überholprestige auf derautobahn einzubauen. Irmscher und Hartge, eigentlich die schnelle Eingreiftruppe von Opel und BMW, pumpten den 3-LiterV6 mit zwei Turboladern auf 263 PS auf, die für eine Spitze von 250 km/h gut waren. Statt des sonst beim Safrane üblichen Frontantriebs griff beim Biturbo Allrad ins Geschehen ein. Das Enfant terriblewurde sogar über die Renault-händler vertrieben.
Ob Jacques Chirac einen besessen hat, ist nicht überliefert. Karin Riess