Kleine Zeitung Steiermark

Triumph der „Kakophonie“

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Morgen lockt die Oper Graz zur „Salome“von Richard Strauss. Der Komponist selbst dirigierte dort 1906 die österreich­ische Erstauffüh­rung. Vor illustren Gästen. Und Adolf H.

Ich freue mich schon riesig darauf, genau dort zu stehen, wo Richard Strauss damals stand“, sagte die Grazer Chefdirige­ntin Oksana Lyniv, die mit der Musik des deutschen Spätromant­ikers aus ihrer Münchner Zeit sehr vertraut ist, im Vorfeld der „Salome“-premiere.

„Damals“, das war exakt am 16. Mai 1906. Der 41-jährige Komponist leitete sein Musikdrama in einemaufzu­g nämlich selbst. Und mit durchschla­gendem Erfolg. „Der Beifallsst­urm am Schlusse war ein geradezu enthusiast­ischer und Strauss mußte immer wieder erscheinen“, schrieb „Die Neue Freie Presse“. Und Alma Mahler, die mit Strauss und ihrem Mann Gustav noch am Aufführung­stag per Auto eine Landpartie in die „Steirer Berge“genossen

HISTORISCH­ES

hatte, erinnerte sich: „Eswar Jubel über Jubel gewesen.“

Graz, Musikwelts­tadt für einen Tag: Die Mahlers waren extra angereist, detto Alban Berg, Arnold Schönberg mit Schwager Alexander von Zemlinsky und sechs Schülern. Oder Giacomo Puccini, der eine „furchtbar kakophonis­che Sache“erwartete. Sie alle hatten sich im „Elefant“am Südtiroler Platz einquartie­rt und diskutiert­en im ersten Hotel der Stadt noch bis in die Nacht hinein hitzköpfig über dieses außergewöh­nliche Theaterere­ignis.

Denn daswar es in der Tat, allerdings wider Erwarten. Und nicht nur, weil die Grazer Orchesterm­usiker bei den Proben über die Kühnheiten in der Partitur geätzt haben sollen:

Die „Salome“war, wie das Schauspiel von Oscarwilde aus 1893, das der Komponist selbst zum Libretto umschrieb, von Anfang an skandalumw­eht.

Die monströse, sexuell aufgeladen­e Bibelgesch­ichte auf die Bühne zu bringen, hatte es aber auch in sich: Salome verspricht ihrem Stiefvater, dem notgeilen König Herodes, einen erotischen Tanz der sieben Schleier, wenn sie dafür von ihm den Kopf von Johannes dem Täufer erhält – jenem Gefangenen, der ihr Liebesbege­hren brüsk zurückgewi­esen hat.

Zwar hatte die blutrünsti­ge Oper im Dezember 1905 in Dresden ihre Uraufführu­ng erlebt, übrigens mit dem aus Graz stammenden Ernst von Schuch

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