Büros machen Mitarbeiter im Strafamt krank
Raumklima in neuen Büros setzt Personal zu. Stadt Graz prüft Gesundheitsgefahr im Gürtelturm und siedelt Personal aus. Das Dilemma: Sie hat Kündigungsverzicht vereinbart.
Darüber wird im Magistrat Graz nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt, doch man nimmt die Beschwerden des 30-köpfigen Teams im Grazer Strafamt sehr ernst. Die Stadt hat die Mitarbeiter, zuvor auf zwei Adressen – im Bauamtsgebäude und am Tummelplatz – aufgeteilt, zusammengezogen und auf zwei Etagen im Gürtelturm einquartiert. Seit dem Einzug im Sommer gibt es gehäuft Klagen des Teams, das unter dem Raumklima in der neuen Bleibe massiv leidet. Bis 2026 läuft der Mietvertrag nun aber – mit Kündigungsverzicht.
Kopfschmerzen, Augenbrennen, Atemnot und Lungenprobleme gehören zum Büroalltag. Auch urologische Probleme traten auf, Krankenstände häufen sich. Hochrangige Beamte, die sich vor Ort ein Bild machten, gestehen: „Da sind Dämpfe in der Luft, die hielte ich nicht aus.“Der „Chemie-gestank“kommt vom Sonnenschutz, der innen an den Fenstern montiert ist. An der Nordseite ist es kalt, an der Südseite bei Sonnenschein knallheiß – auch im Herbst. Luftfeuchtigkeit: oft 20 Prozent.
Die Konsequenz: Das halbe Team ist vorerst zurück am Tummelplatz. Im Rathaus ist zu hören, der Großteil der zweiten Hälfte der Mitarbeiter wird demnächst in die Bethlehemgasse umziehen. Derzeit haben sie als Diensterleichterung Sieben- statt Acht-stunden-tage.
Magistratsdirektor Martin Haidvogl bestätigt, dass man mit dem Vermieter in Verhandlungen stehe, um das Raumklima zu entschärfen: „Wir haben Gutachten beauftragt, um die Luft bezüglich Schadstoffen zu prüfen. Sollte es eine umfassendere Sanierung brauchen, müssen die Mitarbeiter länger draußen bleiben.“Der Vermieter sei bemüht, das Problem zu lösen.
In der Stadtverwaltung schüttelt mancher den Kopf über die Anmietung, „hat man von Raumklimanöten im Gürtelturm doch schon vorher gewusst ...“Die Stadt hat dennoch einen Mietvertrag für 900 m2 mit Kündigungsverzicht bis 2026 unterzeichnet.
Haidvogl erklärt: „Ein Kündigungsverzicht bringt günstigere Mieten und hier hat uns der Vermieter ein Großraumbüro extra in Einzelbüros umgebaut.“Der Kündigungsverzicht sei kein echtes Problem: „Ist das Raumklima nicht in den Griff zu kriegen, kommen wir aus dem Vertrag natürlich heraus.“
Eigentümer ist nicht mehr ExBzö-politiker Harald Fischl, der den Mietvertrag noch eingefädelt hat, sondern derunion Invest Fonds, wo gestern für eine Stellungnahme niemand erreichbar war. Bei der Hausverwaltung Strauss Property Management ist man „nicht befugt, das zu kommentieren“.