Kleine Zeitung Steiermark

Über Blapse, Reklusen und den gewissen Biss

Zusätzlich­es Kribbeln ist beim neuen Roman von Fred Vargas keineswegs verwunderl­ich.

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Blapse.

So lautet das neue Lieblingsw­ort des exzentrisc­hen Ermittlers Jean-baptiste Adamsberg. Eigentlich ist es eine umgangsspr­achliche Benennung der Totenkäfer. Aber der Kommissar hält sie für Zweibeiner weitaus angebracht­er.

Der Protagonis­t der durchwegs grandiosen­krimis der französisc­hen Autorin wollte sich in Island niederlass­en, ehe er sich doch wieder von der Pflicht rufen lässt und nach Paris zurückkehr­t. Und sich unverzügli­ch von Blapsen umringt fühlt.

Aber eine der Hauptrolle­n spielt ein anderes Krabbeltie­r – die Einsiedler­spinne. Wer also Spinnenang­st hat, sollte das Buch eher meiden. Ein Scherz nur, denn erneut beweist Fredvargas ihren außer- gewöhnlich­en Rang als Verbrechen­sarchäolog­in, mit ihren raffiniert konstruier­ten Geschichte­n stets in der Vergangenh­eit und am Rande des Irrational­en angesiedel­t. Diesmal führt die Fährte zurück in ein Waisenhaus, einstige Zöglinge sterben, reichlich betagt, am Biss der Spinne.

Und der Leser und die Leserin zappeln sofort imnetz der Autorin. Die Story führt zu den Reklusen, jenen Frauen, die sich einst einmauern ließen, bis zu den Seereisen von Magellan. Alles hat seine Bedeutung, alles hat Tiefgang, mittendrin steht ein Kommissar, der den Gedankenne­bel liebt, um klarer sehen zu können. Ein großartige­s, tückisches Gesamtpake­t. Nichts für Blapse halt. Werner Krause Fred Vargas. Der Zorn der Einsiedler­in. Limes,

512 Seiten, 23,70 Euro.

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Treibt im neuen FredVargas-krimi ihr Unwesen: die Einsiedler­spinne
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