„Pornos vermitteln ein völlig falsches Bild von Sexualität“
Wie die kleinen Kränkungen des Alltags die Lust stören, warum Erektionsstörungen ein Warnsignal sind: Die Sexualmedizinerin klärt auf.
Nun zu den Männern: Welche Probleme stehen hinter Erektionsstörung & Co.?
Auch hier gibt es körperliche Ursachen – und man muss sagen: Österreicher gehen schleißig mit ihrem Körper um. 15 Prozent sind fettleibig, mit Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, die schon früh im Leben auftreten. All diese Erkrankungen zerstören die kleinen Blutgefäße im Penis. Viele Männer leiden auch unter Leistungsdruck: Sie müssen im Alltag und im Bett so vielen Erwartungen gerecht werden, tragen Verantwortung – das ist unmöglich zu schaffen.
Hier treffen also Geschlechterklischees wie das vom starken Mann noch zu?
Ja, es ist furchtbar. Aber in der jüngeren Generation findet einwandel statt: Junge Männer wollen nicht mehr um jeden Preis mit einer Frau ins Bett gehen, auch bei ihnen muss die Beziehungsebene stimmen. So weichen die Klischeebilder auf.
Hat sich die Patientenklientel Jahre verändert?
Die Veränderung ist, dass sich auch immer ältere Menschen trauen, Hilfe zu holen. Früher haben sich diese Menschen geschämt, doch jetzt kommen auch Patienten 75+. Früher sagten sich Ältere: Was will ich denn noch? Doch heute ist mein ältester Patient 94 Jahre alt. Es ist schön, zu sehen, dass diesemenschen ermutigt werden, zu sagen: Ich darf auch Bedürfnisse haben.
Was sind die größten Irrtümer oder Mythen, die das Sexleben stören?
Ein großes Thema ist das Gefühl, die Verantwortung für den Orgasmus des anderen zu haben. Frauen, die glauben, sie müssen den Mann bedienen, oder die Last des Mannes, die Frau zum Höhepunkt bringen zu müssen – wenn die Frau ihren Körper nicht kennt, kann er das nicht schaffen. Diese abgeschobene Verantwortung sollte nicht mehr angesagt sein.