Nur ein Blick ins gelobte Land
USA sind an sich schon ein schreckliches Land und jetzt haben sie auch noch einen schrecklichen Präsidenten. Davon sind viele Europäer überzeugt undwahrscheinlich noch mehr Lateinamerikaner. Man fragt sich, warum dann trotzdem diemenschen aushonduras, Guatemala und anderen zentralamerikanischen Ländern, die seit ein paarwochen in mehreren „Karawanen“nach Norden unterwegs sind, um jeden Preis in dieses Land wollen.
Bevor die Leute von daheim weggezogen sind, verkündeten sie – mindestens zweitausend Kilometer durchmexiko hatten sie noch vor sich –, dass sie in die Usawollten. Ob sie dort einreisen dürfen, fragten sie sich anscheinend nicht. Für sie scheint festzustehen, dass sie ein Recht darauf haben: „Es spielt keine Rolle, welche Regeln die Regierung der USA für eine Einreise vorschreibt“, sagte ein Teilnehmeranderkarawane, „wir kehren nicht zurück in unsere Länder“.
Bestärkt werden die Wandernden wahrscheinlich durch die internationale Aufmerksamkeit für ihren Zug und sicher durch jene, die von den Usaverlangen, ihregrenzen zu öffnen. Diese Erwartung wird sich aber höchstwahrscheinlich nicht erfüllen. Ein Vorkommando, allerdings imautobus und nicht zu Fuß, ist schon an der Grenze zu denvereinigten Staaten in Tijuana südlich von San Diego angekommen und einige junge Männer sind dort auf den Grenzzaun geklettert, umhinüberzuschauen ins gelobte Land. „Wallfahrt ins Paradies“, nennt die „Frankfurter Allgemeine“den Zug doppeldeutig.
hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen“, heißt es im Artikel 23 der Allgemeinen Deklaration dermenschenrechte, die von der Un-generalversammlung 1948 verabschiedet wurde. Dem entspricht aber keine Pflicht irgendeines Staates, ihn bei sich einzulassen. Nur die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union haben einander zugesagt, jeden Bürger eines anderen Eu-landes auf Dauer bei sichwohnsitz nehmen zu lassen. Die USA haben niemandem ein solches Versprechen gegeben.
Jeder hat das Recht, sein Land zuverlassen. Dem entspricht aber keine Pflicht irgendeines Staates, ihn bei sich einzulassen.
war viele Jahre lang Leiter der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung