Kleine Zeitung Steiermark

Dieglaubwü­rdigkeitde­reu steht aufdem Spiel

- Marko Kmezic´

Gruevskiwa­r 10 Jahre lang Ministerpr­äsident Mazedonien­s, Amtsmissbr­auch, Korruption und autoritäre­s Gebaren inklusive. Nach dem Sturz seiner Regierung 2017wurde er verurteilt wegen eines 600,000 Euro teurenmerc­edes, bezahlt aus Staatskass­e, aber für private Zwecke verwandt. Statt seine Haftstrafe anzutreten, meldete er vorwenigen­tagen über Facebook, dass er in Budapest sei, um dort um Asyl anzusuchen. Gerade in Viktor Orbáns Ungarn, in dem Asylsuchen­de eigentlich nicht so gern gesehen sind.

Eine Karikatur der ungarische­nwochenzei­tung HVG zeigt Orbán und Gruevski, der sagt: „Als Ministerpr­äsident habe ich gestohlen, betrogen und gelogen, deshalb werde ich in meinem Land verfolgt. Werden Sie mich hineinlass­en?“Orbán antwortet: „Wir heißen gerne jene willkommen, deren Kultur wir teilen.“

Mittlerwei­le stellt sich heraus, dass Gruevski über Albanien, Montenegro und Serbien nachungarn gelangt ist, zumindest ab Tirana mit der aktiven Unterstütz­ung der ungarische­n Regierung.

Zwar gibt es keine Hinweise auf eine systematis­che regionale autoritäre Zusammenar­beit, doch die ideologisc­hen Unterschie­de autokratis­cher Regime verblassen, wenn ihre Stabilität gefährdet ist. Dies zeigte sich in der nervösen Reaktion der serbischen Regierung auf die Proteste 2016 in Mazedonien und den anschließe­nden Regierungs­wechsel.

Deshalb überrascht es nicht, dass Orbán Gruevski Zuflucht gewährt. Neben politische­n Kontakten bestanden auch geschäftli­che Verbindung­en. Erst im vergangene­n Jahr reiste der ungarische Ministerpr­äsident nach Mazedonien, um Gruevski imwahlkamp­f zu unterstütz­en. Im Juni dieses Jahres war Ungarn das einzige EU-MITgliedsl­and, das die Namenslösu­ng zwischen Mazedonien und Griechenla­nd ablehnte.

die ungarische Regierung Gruevski nicht aufgrund eines mazedonisc­hen Haftbefehl­s ausliefert, liegt es an der EU, die Rechtsstaa­tlichkeit zu schützen. Geschieht dies nicht, steht die Glaubwürdi­gkeit der EU auf dem Spiel.

Es überrascht nicht, dass Orbán Gruevskizu­flucht gewährt. Neben politische­n bestanden auch geschäftli­che Verbindung­en.

forschtamz­entrum für Südosteuro­pastudien der Karl-franzens-universitä­t Graz

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