Und endlich ist Sascha ein echter Deutscher
Alexander Zverev ist jetzt genauso viel Russe, wie die Farbe Grün Gelb ist. Der 21-Jährige siegte sich beim Atp-finale ins Herz einer Nation.
Namen können zur nationalen Bürde werden, das wird Jurij Rodionov bald am eigenen niederösterreichischen Leib erfahren müssen. Jurij, ein Unsriger? Ach, hätten ihn die Eltern bloß Wilfried oder Johannes getauft! Seit seinem zweiten Lebensjahr wohnt der 19-jährige Jurij Rodionov, der mittlerweile der fünftbeste Tennisspieler in Österreich ist – es fehlen als 240. nur 96 Plätze in der Weltrangliste auf Platz zwei – inmatzen. Undwas wird passieren, wenn das größte Talent des Landes im Davis Cup bald gegen den fünften Franzosen von links verlieren wird? Es wird heißen: Na den hamma braucht, denweißrussen!
Womit wir bei Herrn Zverev wären, derzwar in Hamburg geboren wurde, aber von der Volksseele nur dann als Deutscher akzeptiert wird, wenn er auch dementsprechend Tennis spielt. Das tat der 21-jährige Sohn russischer Eltern beim Atp-finale in London, dort, wo die besten acht Spieler der Saison den Meister ausschnapsen. Nachdem der 21-Jährige im Semifinale den riesigen Roger Federer abserviert hatte, tat Sascha, wie sie ihn nennen, selbiges mit dem fast so großen Novak Djokovic, demderzeitweltranglisten-ersten. Es bedurfte je zweier Sätze, und die sprechen Bände: Der Tennis-könig der Zukunft hat nicht nur Hand an diekrone gelegt, nein, er hält sie bereits 40 Zentimeter hoch.
Zum fünften Mal nach Boris Becker (1988, 1992, 1995) und und Michael Stich (1993) kommt der Masters-sieger aus Deutschland. Lasset uns jubeln!
Der Tennisschläger lag neben Sascha in derwiege. Vater Alexander hatte 26 Mal für die sowjetische Nationalmannschaft gespielt; Mutter Irina war immerhin 22. der Wta-weltrangliste. Dumm, wer von denweltklasse-trainern sich so eines Sprosses nicht annehmen wür- de. Ivan Lendl war’s zuletzt, als Sascha längst in den Top 10 etabliert war. Der fade Tscheche gab den Ausschlag für den endgültigen Durchbruch des Weltklassespielers in London.
„Es macht mich stolz, in einer Reihe mit Boris Becker und Michael Stich genannt zuwerden“,
sagt Zverev, der eigentlich lieber Taten sprechen lässt statt Buchstaben. Introvertiert sei er, nennt man das dann gern, wobei der Grat zum Idioten hiebei sehr schmal ist. Sascha hingegen ist hellwach imkopf. Fokussiert. Auf den Endzweck bedacht. Mehr braucht’s nicht, um ein Superstar zu werden. „Ich danke Novak, dass ich gewinnen durfte“, sagte der 21-Jährige in London nach seinem größten Triumph. Daneben stand Herr Djokovic, wissend, dass die Wachablöse vollzogen ist, wenn auch schleichend. Der Serbe raunte mit ungewohnt ehrlichem Augenaufschlag: „Ihm gehört die Zukunft.“
Was wir Österreicher dazu sagen? Dominic Thiem ist vier Jahre älter, na und, mit 25 zählt man immer noch zum jungen Eisen; Jurij Rodionov ist kein Weißrusse; Alexander Zverev wird die Nummer eins derwelt werden, das hat Thiem-trainer Günter Bresnik schon vor zwei Jahren prophezeit.
Jetzt muss es der Deutsche nur noch schaffen, Deutscher zu bleiben, um zum Nationalhelden zu werden.