Kleine Zeitung Steiermark

„Der Lebensstil­muss sich radikal ändern“

- Günter Pilch

Zahlen ausgedrück­t sind die Pariserkli­maziele einfach zu erfassen: Die Erde soll sich um weniger als zwei Grad (möglichst nicht mehr als 1,5 Grad) erwärmen. Doch was bedeuten solche Vorgaben für das tägliche Leben? Gerfried Jungmeier vom Joanneum Research beschäftig­t sich mit nachhaltig­en Lebensstil­en und räumt mit der verbreitet­en Annahme auf, dass die Technik schon eine komfortabl­e Lösung für klimagerec­htes Leben bringen werde: „Wollen wir den Klimaziele­n gerecht werden, müssen wir unseren Lebensstil radikal ändern. Das muss nicht Verzicht bedeuten, aber gewisse Dinge sind dann schlicht nicht mehr möglich, etwa einfach einmal zum Shoppen nach New York zu fliegen.“Generell seien Produkte, deren Herstellun­g viel CO2 verursacht, im Kontext der Pariser Ziele nicht mehr tragbar oder würden zumindest sehr teuer. „Dass das eine klare Konsequenz ist, ist in derpolitik­immernoch nicht so richtig angekommen“, sagt Jungmeier.

In der Pflicht sei in letzterkon­sequenz jeder Einzelne. „Bezogen auf die Produkte und Dienstleis­tungen, die wir in Österreich konsumiere­n, kommenwir auf einen jährlichen­co2Ausstoß von 15 bis 16Tonnen pro Person“, sagt der Forscher. Um konform mit den Klimaziele­n zu gehen, müsse derwert bis zur zweiten Jahrhunder­thälfte auf 0,5 bis 1 Tonne sinken. „Das geht nicht von heute auf morgen, deshalb muss die Umstellung sofort beginnen.“Anzusetzen sei bei allen Sektoren, von der Ernährung, die rund zehn Prozent der Emissionen ausmacht, über diemobilit­ät (25 Prozent) bis zum allgemeine­n Konsum (40 Prozent). Anzeichen, dass die Politik mit entspreche­nden Weichenste­llungen reagiert, ortet Jungmeier bislang nicht.

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