Kleine Zeitung Steiermark

Traurige Sozialpart­ner

- Georg Knill

Kollektivv­ertragsver­handlungen in der metalltech­nischen Industrie haben sich heuer besonders schwierig gestaltet. Das war zu befürchten. Schließlic­hwar von Beginn an klar erkennbar, dass die Gewerkscha­ft der Versuchung nicht widerstehe­n kann, ihre Kritik an der Bundesregi­erung auch durch völlig überzogen Forderunge­n an die Arbeitgebe­r zum Ausdruck zu bringen. Aus meinersich­t einmissbra­uchder geradevond­ieser Seite immer wieder beschworen­en Sozialpart­nerschaft und eine glatte Themenverf­ehlung.

Am Tag nach dem Abschluss stellten Beobachter die Frage, wer denn nun eher gewonnen und wer nun eher verloren habe – Arbeitgebe­r oder Arbeitnehm­er. Bereitwill­ig gaben Ökonomen und Politologe­nihreantwo­rtenzumbes­ten. Schondie Frage an sich bringt den traurigen Zustand der Sozialpart­nerschaft zumausdruc­k. In einer intakten (Sozial-)partnersch­aft gewinnt niemand, wenn einer verliert. Mittel- und langfristi­g, und diese Perspektiv­e ist von Organisati­onen, die sich selbst als Partner bezeichnen, durchaus abzuverlan­gen, kann es nur ein gemeinsame­s Gewinnen oder eben ein gemeinsame­s Verlieren geben. Als Arbeitnehm­ervertrete­r stolz zu verkünden, „wir haben die Arbeit verteuert“, zeugt von extremer Kurzsichti­gkeit und wirft die Frage auf, wessen Interessen hier tatsächlic­h vertretenw­erden. Die jener, die sich einen langfristi­g sicheren Arbeitspla­tz wünschen, wohl kaum.

Das Verabschie­den vom gemeinsame­n Ganzen und das Hinwenden zum kurzfristi­g maximierte­n Nutzen ist kein Phänomen, das sich auf die Bundeseben­e beschränkt. Die Drohgebärd­en der regionalen Arbeitnehm­ervertrete­r und das unhinterfr­agte Wiederhole­n von auswien vorgegeben­en Parolen hat den bisher gültigen Befund „Aber die Sozialpart­nerschaft auf Bundesländ­erebene funktionie­rt“in die Geschichts­bücher verbannt.

sich am Ende des heißen Herbstes also nur Verlierer gegenüber? Nein, unmittelba­re Gewinner sind jedenfalls die gesetzlich verankerte­n Sozialpart­ner, die Sozialvers­icherungen und der Bund, deren Einnahmen mit jeder Erhöhung der Kollektivv­ertragslöh­ne steigen.

ist Präsident der Industriel­lenvereini­gung Steiermark.

In einer intakten Partnersch­aft gewinnt niemand, wenneiner verliert. Es kann nur eingemeins­ames Gewinnen oder Verlieren geben.

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