Traurige Sozialpartner
Kollektivvertragsverhandlungen in der metalltechnischen Industrie haben sich heuer besonders schwierig gestaltet. Das war zu befürchten. Schließlichwar von Beginn an klar erkennbar, dass die Gewerkschaft der Versuchung nicht widerstehen kann, ihre Kritik an der Bundesregierung auch durch völlig überzogen Forderungen an die Arbeitgeber zum Ausdruck zu bringen. Aus meinersicht einmissbrauchder geradevondieser Seite immer wieder beschworenen Sozialpartnerschaft und eine glatte Themenverfehlung.
Am Tag nach dem Abschluss stellten Beobachter die Frage, wer denn nun eher gewonnen und wer nun eher verloren habe – Arbeitgeber oder Arbeitnehmer. Bereitwillig gaben Ökonomen und Politologenihreantwortenzumbesten. Schondie Frage an sich bringt den traurigen Zustand der Sozialpartnerschaft zumausdruck. In einer intakten (Sozial-)partnerschaft gewinnt niemand, wenn einer verliert. Mittel- und langfristig, und diese Perspektive ist von Organisationen, die sich selbst als Partner bezeichnen, durchaus abzuverlangen, kann es nur ein gemeinsames Gewinnen oder eben ein gemeinsames Verlieren geben. Als Arbeitnehmervertreter stolz zu verkünden, „wir haben die Arbeit verteuert“, zeugt von extremer Kurzsichtigkeit und wirft die Frage auf, wessen Interessen hier tatsächlich vertretenwerden. Die jener, die sich einen langfristig sicheren Arbeitsplatz wünschen, wohl kaum.
Das Verabschieden vom gemeinsamen Ganzen und das Hinwenden zum kurzfristig maximierten Nutzen ist kein Phänomen, das sich auf die Bundesebene beschränkt. Die Drohgebärden der regionalen Arbeitnehmervertreter und das unhinterfragte Wiederholen von auswien vorgegebenen Parolen hat den bisher gültigen Befund „Aber die Sozialpartnerschaft auf Bundesländerebene funktioniert“in die Geschichtsbücher verbannt.
sich am Ende des heißen Herbstes also nur Verlierer gegenüber? Nein, unmittelbare Gewinner sind jedenfalls die gesetzlich verankerten Sozialpartner, die Sozialversicherungen und der Bund, deren Einnahmen mit jeder Erhöhung der Kollektivvertragslöhne steigen.
ist Präsident der Industriellenvereinigung Steiermark.
In einer intakten Partnerschaft gewinnt niemand, wenneiner verliert. Es kann nur eingemeinsames Gewinnen oder Verlieren geben.