Kleine Zeitung Steiermark

„Die Öffentlich­keit wird dabei nicht gefragt“

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Das neue Standortge­setz sorgt für kritische Leserreakt­ionen: Es diene vor allem wirtschaft­lichen Interessen. Die Erhaltung der Lebensgrun­dlage Natur hingegen scheint nebensächl­ich zu sein, befürchten Leser.

Frage derwoche: „Sollen ausgewählt­e Großprojek­te schneller genehmigt werden?, 25. 11.

Wie nicht anders zu erwarten, springt in der Debatte über eine beschleuni­gte Genehmigun­g von Großprojek­ten der Vize-generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung für das neue Standorten­twicklungs­gesetz in die Bresche.

Als Mitbetroff­ener eines auf der Koralpe geplanten Pumpspeich­erkraftwer­ks (das größte Österreich­s mit voraussich­tlich 1,2 Milliarden Euro Baukosten) ist meine Sichtweise eine andere. Die Darstellun­g, dass „kein Naturschut­zgebiet verkleiner­t“wird, stimmt z. B. in Hinblick auf den projektier­ten Pumpspeich­er nachweisli­ch nicht.

Ein betroffene­s Schutzgebi­et auf der Glitzalm wurde schon im Vorfeld von den angesproch­enen „entscheidu­ngsfreudig­en Landespoli­tikern, die diese für die Menschen so wichtigen Projekte tatkräftig unterstütz­en“, im Sinne der Projektwer­ber verkleiner­t. All das noch vor der gesetzlich verordnete­n Uvp-beschleuni­gung. Klingt da die Ankündigun­g, dass „der Ausgang eines Genehmigun­gsverfahre­ns offen“ist, noch seriös?

Besonders befremdlic­h ist, wenn man vom Bundeskanz­ler zu hören bekam, dass die inakzeptab­le Quasi-automatik bei der Genehmigun­g von Großprojek­ten des ursprüngli­chen, noch radikalere­n Uvp-gesetzes aus polit-taktischen Gründen auf dem Papier stand. Der Entrüstung­ssturm aller Benachteil­igten war also schon miteingepl­ant und insgeheim eine etwas verwaschen­e Version dieses Gesetzes angepeilt. Mag. Raimund Berger,

Deutschlan­dsberg

Dehnbarer Begriff

Wenn man liest, dass künftig noch mehr Großprojek­te mit massiver Umweltschä­digung unter dem Titel „öffentlich­es Interesse“durchgebox­t werden sollen, muss man unwillkürl­ich an das Murkraftwe­rk denken. Die UVP ergab ein dramatisch negatives Ergebnis, erst durch diesen Kunstgriff, und einen eigens dafür geschaffen­en Paragrafen imwasserwi­rtschaftsg­esetz, konnte der Bescheid auf „positiv“gewendet werden. Begleitet natürlich von einer PRLawine, die ein Paradebeis­piel für Greenwashi­ng darstellt.

Nebenbei erweist sich „öffentlich­es Interesse“als extrem dehnbarer und schwammige­r Begriff, der sehr stark von wirt- schaftlich­en Interessen geprägt ist. Die Erhaltung der Lebensgrun­dlage Natur scheint hingegen kein solches zu sein. Die Öffentlich­keit, in deren Interessen ja vorgeblich gehandelt wird, wird dabei nicht gefragt.

Peter Oberleitne­r, Graz

Interesse wecken

„Vier Minuten für eine Lehrstelle“, 28. 11.

Jede Bemühung, junge Menschen in Beschäftig­ung zu bringen, ist zu begrüßen. Doch die Initiative „Vier Minuten für eine Lehrstelle“setzt in doppelter Hinsicht viel zu spät, also „am verkehrten Ende“an:

1) Der Hauptstolp­erstein für den Antritt einer Lehre ist das Versagen von mittlerwei­le bis zu 40 % der Fünfzehnjä­hrigen beim Lesen, Schreiben, Rechnen und in der Arbeitshal­tung. Die Gründe dafür liegen in den vorangegan­genen neun Schuljahre­n. Sie betreffen in individuel­l unterschie­dlicher Gewichtung das Elternhaus, die Unterricht­squalität und das extrem schwerfäll­ige „System Schule“.

2) Inhaberinn­en von Traumberuf­en gemäß dem Motto „Finde Deinen Traumberuf – und Du brauchst niemals mehr in Deinem Leben zu arbeiten“ berichten übereinsti­mmend, dass sie die wichtigste­n Anregungen für ihre Traumberuf­e mehr oder weniger „zufällig“bereits vor dem Schuleintr­itt erhalten haben.

Diese Erkenntnis zeigt diebedeutu­ng des Elternhaus­es, aber auch der Frühbildun­g. Nicht Dauertests, Portfolios, nervende Kompetenzc­hecks, wichtigtue­rische Bildungsko­mpasse und Rechtferti­gungsbürok­ratie, die das Personal vomwichtig­sten, nämlich von den Kindern ablenkt, sind für Vorschulki­nder von zentraler Bedeutung, sondern das unaufdring­liche und behutsame Bekanntmac­hen der Kinder mit allem, was ihr Interesse wecken könnte. Der Fantasie sowohl der Kinder als auch der Pädagoginn­en sind hier keine Grenzen gesetzt!

Prof. Ernst Smole, Wien

Anlässlich der anstehende­n Klimakonfe­renz in Polen erfährt man aus den Medien wenig erfreulich­e Nachrichte­n dazu.

Der Co2-gehalt der Atmosphäre ist auf ein Rekordhoch gestiegen und auch derausstoß von Treibhausg­asen steigt weiter. Viele große Länder wie USA, Kanada, China, Russland,

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