Paralleluniversum
Andreas Gabalier (34) füllt morgen die Grazer Stadthalle. Seine Musik steht im Zeichen der Tracht, zwischen Fans und Gegnern herrscht indessen Zwietracht.
Zehn Jahre ist es jetzt schon her, dass ein kerniger, junger Jus-student zielstrebig ins Orf-landestudio marschierte und zu den Verantwortlichen dort sinngemäß meinte: „Ich hab ein Lied für euch.“So hieß es auch, das Lied. Mit „I sing a Liad für di“löste dieser junge Mann eine Kettenreaktion aus, die das Land fortan in zwei Lager spalten sollte. Zehn Jahre, sechs Alben und unzählige Auszeichnungen später füllt Andreas Gabalier Hallen und Ski-arenen mit jubelnden Fans – und die Internetforen mit fauchenden Gegnern.
Es ist ein ganz besonderes Amalgam, das die Menschen – im Positiven wie imnegativen – zum Toben bringt. Ideologisch und modisch dockte Gabalier am Trachtenzug an, der gerade durch die Landschaft brauste und alle Schranken zwischen Jung und Alt, heutig und gestrig durchbrach. Dirndl und Lederhosen waren plötzlich cool und der Stoff, aus dem ein neues Selbstbewusstsein geschneidert war. Die feschen Madln und die reschen Buam scheuten sich auch nicht, ein Wort in den
Mund zu nehmen, an dem sie sich vorher verschluckt hätten. Es heißt: Heimat. Den
Soundtrack zu diesem Gemeinschaftsgefühl nannte Andreas
Gabalier „VolksRock-’n’-roll“; ein raffiniertes Wortkonstrukt, das Masse und Macht impliziert.
Unterfüttert hat der hochdisziplinierte und -talentierte Entertainer Andreas Gabalier seine Songs, die sich im Laufe der Zeit immer mehr vomkleinkariertenvolksRockzuminternational salonfähigen Power-pop entwickelten, immer wieder mit wertekonservativen Aussagen zu den
Töchtern in der Bundeshymne oder Geschlechterrollen im Allgemeinen. Auch dafür erntete er stets beides: Klatschen und Knurren. Ersteres wird am Samstag in der Grazer Stadthalle tonangebend sein. „Vergiss mein nicht“heißt das aktuelle Album von Andreas Gabalier. Weder Freund noch Feind werden das tun.