Kritik aus Afrika am alten Kontinent
Europa habe zur Migration geradezu eingeladen, kritisiert Ruandas Präsident Kagame.
EThomas Götz, Kigali
s war ein überraschender Exkurs des Gastgebers von Bundeskanzler Sebastian Kurz bei dessen Besuch in Ruandas Hauptstadt Kigali: Paul Kagame, der sein Land seit dem Jahr 2000 mit harter Hand zu wirtschaftlicher Blüte führt, sprach nach dem Gespräch mit Kurz ausführlich über Migration. Europa habe die Botschaft ausgesendet, „wenn ihr daheim Probleme habt, kommt zu uns ins Paradies“. Er wolle zwar die Verantwortung der afrikanischen Staaten an der Flucht vieler Menschen nicht leugnen, aber diese Einladung, wie er es nannte, habe doch viel dazu beigetragen. Auch die Medien bekamen Kritik dafür ab, das Problem aufgebauscht zu haben.
Kagame, der als derzeitiger Vorsitzender der Organisation der Afrikanischen Union gemeinsam mit Kurz zum Afrika-forum am 18. Dezember in Wien einlädt, hält nur hochqualitative Investitionen in den Herkunftsländern für ein probates Mittel zur Abhilfe. Ruanda mit seinem Wirtschaftswachstum von sieben Prozent gilt selbst als Vorzeigeland in dieser Hinsicht. Das AfrikaForum, an dem rund tausend Firmen teilnehmen werden, weist in dieselbe Richtung – Afrika nicht mehr als Empfänger von Entwicklungshilfe, sondern als Wirtschaftspartner zu sehen.
Kurz kündigte an, mehr Mittel zur Unterstützung von Kleinund Mittelbetrieben bereitstellen zu wollen, die in Afrika investieren wollen. Nach dem zweistündigen Gespräch mit Kagame plädierte er für ein Umdenken imumgang mitdem Kontinent. Die Europäer sollten nicht fragen, was sie glauben, was für Afrika gut sei, sondern die Betroffenen selbst fragen.
Die Reise endet am Samstag wieder in Äthiopien mit einem
Besuch in einem Lager für Flüchtlinge, die innerhalb des Landes vertrieben wurden. Gründe sind einerseits Hungersnöte, andererseits aber auch Grenzkonflikte. Österreich unterstützt das World Food Programme, das die Flüchtlinge versorgt.