Aus dem Schatten des Vaters
Der 55-jährige Félix Tshisekedi gewann die Präsidentenwahl im Kongo.
Dieses Ergebnis überraschte viele: Im Kongo hat Oppositionskandidat Félix Tshisekedi die Präsidentenwahl gewonnen. Der 55-Jährige soll Joseph Kabila, der das Land seit 17 Jahren eisern regiert, als Staatschef ablösen. Die Vereidigung ist für den 18. Jänner geplant. Erst gestern hatte die Wahlkommission in Kinshasa unter Berufung auf die vorläufigen Endergebnisse Tshisekedis Sieg vor dem zweiten wichtigen Oppositionskandidaten Martin Fayulu verkündet. Der Kandidat der Regierungspartei, Emmanuel Ramazani Shadary, errang Platz drei.
Bis vor Kurzem war Tshisekedi vor allem als Sohn bekannt. Sein Vater Étienne Tshisekedi hatte 1982 die wichtigste und größte Oppositionspartei, die Union für Demokratie und sozialen Fortschritt (UDPS), gegründet und Kabila jahrelang Paroli geboten. Nun hat der Jüngere die Chance, den Traum des Vaters zu verwirklichen und aus dem zentralafrikanischen Land eine stabile Demokratie zu machen.
Tshisekedi, der in Belgien Marketing studierte, ist im Kongo ein relativ unbeschriebenes Blatt. 2011 wurde er zum Abgeordneten gewählt, nahm das Mandat aber nicht an. 2018 übernahm er den Parteivorsitz. Sein jetziger Sieg wird von dem Gerücht überschattet, er hätte einen Deal mit Kabila. Ein Abkommen mit anderen Oppositionsparteien, Fayulu als gemeinsamen Kandidaten bei der Wahl antreten zu lassen, brach er in letzter Minute. Im Wahlkampf versprach Tshisekedi die Bekämpfung von Korruption und Armut sowie eine Befriedung des von Konflikten erschütterten Landes. Nun gilt es für ihn, zu zeigen, dass er nicht Staatschef von Kabilas Gnaden ist, und den Frieden zu suchen. Die ersten Toten gab es bereits.