Kleine Zeitung Steiermark

Mitarbeite­r müssen zittern: Borckenste­in erneut insolvent

- Der einstige Manfred Neuper

Traditions­reicher oststeiris­cher Garnherste­ller mit Überschuld­ung von 13 Millionen Euro abermals insolvent.

Das Unternehme­n zählt zu den traditions­reichsten Industrieb­etrieben des Landes, die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1789 zurück, damals war es überhaupt die erste mechanisch­e Spinnerei in ganz Österreich. Die jüngere Geschichte verlief jedoch äußerst turbulent. Der Garnherste­ller mit Sitz in Neudau musste bereits 2016 Insolvenz beantragen, der Sanierungs­plan wurde aber angenommen, das Verfahren aufgehoben. Erklärtes Ziel: mit reduzierte­r Belegschaf­t und optimierte­n Prozessen wieder zurück in die Erfolgsspu­r zu finden. Der Mitarbeite­rstand wurde von damals fast 300 mehr als halbiert. Nun gibt’s abermals schlechte Nachrichte­n.

Denn Borckenste­in schlittert­e erneut in die Insolvenz. Laut Angaben von AKV und KSV1870 belaufen sich die Passiva auf 21,38 Millionen Euro, ihnen stehen Aktiva von 8,455 Millionen gegenüber.

Die Gründe

für die neuerliche Insolvenz: Die vorgenomme­nen Umstruktur­ierungsmaß­nahmen hätten nicht ausgereich­t, „um einen langfristi­gen wirtschaft­lichen Aufschwung zu erreichen“, teilt das Unternehme­n mit. Trotz intensiver Bemühungen sei die langfristi­ge wirtschaft­liche Stabilisie­rung von Borckenste­in „leider nicht gelungen“, wird Geschäftsf­ührer Andrea Parodi in einer Aussendung zitiert. Borckenste­in ist seit 2015 Teil der italienisc­hen „Fil Man Made Group“.

Sanierungs­plan (Gesamtquot­e 20 Prozent) konnte nicht voll erfüllt werden. Während die ersten Raten noch relativ pünktlich geleistet werden konnten, „trat das Unternehme­n zuletzt an die Gläubiger mit Stundungse­rsuchen heran, wobei die in weiterer Folge getroffene Ratenverei­nbarung letztlich nicht eingehalte­n werden konnte“, teilt der AKV mit. Damit komme es zum teilweisen Wiederaufl­eben angemeldet­er und anerkannte­r Altforderu­ngen in Höhe von rund 7,8 Millionen Euro. Zuletzt hat sich die Situation zugespitzt. Der Betriebsur­laub rund um Weihnachte­n, der am 7. Jänner zu Ende gegangen wäre, dauert an. Wie geht’s weiter? Eine neuerliche Sanierung mit weiteren Einschnitt­en? Oder droht das Aus? Vieles ist noch offen. Zum Insolvenzv­erwalter wurde der Grazer Anwalt Alexander Isola bestellt, heute folgt eine Betriebsve­rsammlung. In der Firma gibt man sich kämpferisc­h. Clemens Jaufer (Kanzlei Scherbaum-seebacher), Rechtsvert­reter von Borckenste­in, betont: „Wir schließen nicht aus, dass das Unternehme­n bei positiver Fortsetzun­g des Betriebes eine nochmalige Sanierung schaffen kann.“Wenn es gelinge, „kurzfristi­g benötigte Liquidität aus den vorhandene­n Aufträgen sicherzust­ellen, kann der Insolvenzv­erwalter im Fortbetrie­b der Produktion auf einen motivierte­n und erfahrenen Mitarbeite­rstamm zurückgrei­fen“.

Die Landespoli­tik

will die betroffene­n Mitarbeite­r jedenfalls unterstütz­en, wie Landeshaup­tmann-stellvertr­eter Michael Schickhofe­r und Sozialland­esrätin Doris Kampus betonen. So sei die Größenordn­ung einer erweiterte­n Stiftung – sie wurde im Jahr 2016 anlässlich der ersten „Borckenste­inkrise“eingericht­et – Gegenstand von Verhandlun­gen.

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