Kleine Zeitung Steiermark

Eine Frage des Niveaus

- Susanne Maurer-aldrian über Parteipoli­tik und die Arbeit von gemeinnütz­igen Organisati­onen. Susanne Maurer-aldrian ist Geschäftsl­eiterin bei Sos-kinderdorf

In Österreich­s gemeinnütz­igen Organisati­onen sind mehr als eine Viertel Million Menschen beschäftig­t. Zudem sind 46 Prozent der Bevölkerun­g freiwillig und ehrenamtli­ch engagiert. Der Non-profit-sektor (inkl. Ehrenamt) erarbeitet 5 Prozent des gesamten BIP in Österreich. Das Gros der Dienstleis­tungen wird im Auftrag des Staates, d. h. der Bevölkerun­g erbracht. Diese reichen von Kinderkrip­pen bis zur Pflege, von der freiwillig­en Feuerwehr bis zum Sos-kinderdorf. Und natürlich werden auch Steuern bezahlt.

Neben der Erbringung von Dienstleis­tungen, die in Umfang und Qualität der staatliche­n Beauftragu­ng und Kontrolle unterliege­n, setzen sich NGOS selbstvers­tändlich für die von ihnen betreute Klientel, für die von ihnen begleitete­n Kundinnen ein. Das wird auch gesellscha­ftlich von den NGOS erwartet. Da gibt es hart erarbeitet­es und fundiertes Wissen, nicht nur Meinung.

Es ist in der (politische­n) Vertretung von Personengr­uppen völlig uninteress­ant, was dies für irgendeine Partei bedeutet. Selbstvers­tändlich müssen NGOS aufzeigen, dass bestimmte politische Entscheidu­ngen Folgewirku­ngen haben, und selbstvers­tändlich darf wissensbas­iert auch aufgezeigt werden, dass diese Wirkungen gesellscha­ftlich und in vielen Einzelfäll­en negativ sein werden. Das sollte von den regierende­n Parteien auch als Input verstanden werden, als Grundlage für Entscheidu­ngen und nicht als Störung. Der Sozialbere­ich könnte in seiner Vielfalt und Komplexitä­t ganz sachlich diskutiert werden. Daher ist die Politik der NGOS auch keine Parteipoli­tik. ir haben in Österreich auch einmal vereinbart, dass Religion Privatsach­e ist, und daher möchte ich auch die Diskussion um das „christlich“Soziale stark hinterfrag­en. Im Sozialbere­ich Arbeitende sind immer seltener getrieben von ihrer religiösen Überzeugun­g, sie sind langjährig ausgebilde­te Menschen, die sich ständig fortbilden müssen.

Aus meiner Sicht brauchen wir Diskussion­en über die Zukunft des Sozialbere­iches, ja sicher und immer, aber bitte künftig auf einem anderen Niveau.

Kritik von NGOS sollte von Parteien als Input verstanden werden, als Grundlage für Entscheidu­ngen und nicht als Störung.

W

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria