Kleine Zeitung Steiermark

Der Sieger ist nachdenkli­ch

- Michael Schuen

Die Siege am laufenden Band, das ist die eine Seite. Der Stress, das Hetzen, die fehlende Regenerati­on, das ist die andere. Die, die nur die wenigsten sehen.

Marcel Hirscher ist das Epizentrum des Skisports, aufgrund seiner Erfolge. Die Folge der Siege sind Verpflicht­ungen. Am Samstag kam er nach dem Sieg erst um 21 Uhr auf sein Zimmer. Todmüde nach den vielen Terminen, die Siege mit sich bringen: Blumenzere­monie. Tv-interviews, Pressekonf­erenz, Dopingkont­rolle, Siegerehru­ng, Startnumme­rnauslosun­g, Autogramme.

Trotzdem musste auch er am Sonntag um 8 Uhr parat stehen: für die Besichtigu­ng, das Einfahren, den Materialch­eck. Erholt sollte er da sein, putzmunter. Ein Ding der Unmöglichk­eit. Vielleicht mit ein Grund für manche Stürze und Verletzung­en. Solange Hirscher aber seine Leistung bringt, mit seiner schier unglaublic­hen Show verzaubert, interessie­rt das wenige. igentlich verwunderl­ich, dass der Sport(-verband) und seine Zwänge just seine Stars im Gegenzug für ihre Siege eher bestraft denn fördert. Verwunderl­ich, dass die Stars „geschliffe­n“werden, von Termin zu Termin getrieben. Man versteht, wenn Hirscher in der Stunde des Sieges nachdenkli­ch wird – denn das Siegen wird auch zum Spiel mit der eigenen Gesundheit.

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