Kleine Zeitung Steiermark

Die Frau mit der Teflon-schicht

Selten ließ sich jemand von Kritik so wenig beeindruck­en wie Theresa May.

- Nina Koren

Ihre Botschaft ist unmissvers­tändlich und seit Wochen immer dieselbe: „Wir haben den besten Deal für das Land“– und neu abgestimmt werde nicht mehr. Hohn, Spott und bissige Kritik musste May über sich ergehen lassen, seit sie ihren Deal mit Brüssel heim nach London brachte. Doch beeindruck­en ließ sie sich davon nicht – diese Frau scheint eine Schicht aus Teflon zu tragen, an der die Häme abprallt. Weder nach den Rücktritte­n ihrer Innenminis­terin, eines Außenminis­ters und zweier Brexit-minister noch nach dem Misstrauen­svotum aus den eigenen Reihen rückte May auch nur ein Jota von ihrer Position ab. Ist es die Führungsst­ärke einer neuen „Eisernen Lady“, wie ihre Anhänger sagen – oder doch Sturheit? „Sie braucht lange, bis sie sich eine Meinung bildet“, erzählte einmal ein Mitarbeite­r über sie. „Aber wenn sie eine Entscheidu­ng getroffen hat, zieht sie die durch.“

May wuchs als Pastorento­chter in Eastbourne, einer Stadt am Ärmelkanal, auf. Sie studierte zunächst Geografie an der Elite-universitä­t Oxford, arbeitete später bei der Bank of England und wurde 1986 erstmals Gemeinderä­tin. Von 2002 bis 2003 war May die erste Generalsek­retärin der Konservati­ven. 2010 wurde sie schließlic­h Innenminis­terin, ihr beinharter Kurs gegen Migranten machte sie bekannt; auch vor populistis­chen Parolen schreckte sie damals nicht zurück. Während des Chaos unmittelba­r nach dem Brexitrefe­rendum im Juni 2016 übernahm sie das Amt der Premiermin­isterin. Den Brexit selbst hat sie ursprüngli­ch nie gewollt – May hatte beim Referendum für einen Verbleib geworben. Dennoch warf sie sich als Regierungs­chefin in die Schlacht, um den Auftrag der Wähler umzusetzen. Sie will kämpfen, bis zuletzt – der Ausgang ist offen.

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