Kleine Zeitung Steiermark

Zum Überleben braucht es mehr als Schwein

Ab Mittwoch stellt die Autorin Angelika Reitzer im Grazer Literaturh­aus die besten literarisc­hen Debüts des letzten Jahres vor – und nimmt das zum Anlass, sich in einer kurzen Textreihe mit dem Anfangen zu befassen. Folge 1: das Verschwind­en.

- Mittwoch, 16.

Ein Schwein wird in einem aber im Alltag nicht mehr vorhanden. Planschbec­ken defibrilli­ert: In der Anwesenhei­t So beginnt David Fuchs’ des sterbenden ehemaligen Roman „Bevor wir verschwind­en“. Geliebten stellt sich neben der Der Autor ist Onkologe nach Erinnerung auch die Frage, und Palliativm­ediziner, mit was im Gedächtnis bewahrt seinem Debüt reiht er sich ein werden kann, wenn die Speicheror­te in die illustre Reihe schreibend­er in einen nicht existenten Ärzte wie Tschechow oder Raum wie die Cloud Schnitzler. In der Geschichte ausgelager­t werden, Datenträge­r, eines jungen Assistenza­rztes, Bücher, Bilder, Fotos nicht der auf der Krebsstati­on mehr greifbar sind. Vergangene­s, seine Jugendlieb­e Zukünftige­s, wiedertrif­ft und mit deren Ziele, Erledigung­en, Bürozeiten: absehbarem Tod Schaffe ich es, konfrontie­rt ist, dient in meinem eigenen Leben das Schwein als Versuchsti­er, wirklich anwesend taucht als zu sein, immer wieder Motiv auf und hat auch David Fuchs. von Neuem? Anfang symbolisch­en Charakter Bevor wir verschwind­en. und Ende liegen immer und als solches steht nahe beieinande­r, mit es für das Glück, das wir Haymon, Glück fächert sich dazwischen einander am Beginn eines 19,90 Euro. ein reiches neuen Jahres ausspreche­n. Leben auf, und doch braucht es Das letzte Projekt des Sterbenden mehr als nur Schwein, um ist es, Polaroidfo­tos von nicht einfach zu überleben, Menschen und Dingen zu machen sondern so bewusst zu leben, – und zwar genau in dem dass das eigene Verschwind­en Moment, in dem sie verschwind­en. nicht schon lange vor dem Tod An die technische einsetzt. Magie, wenn sich das Polaroid vor unseren Augen entwickelt, mögen sich noch einige erinnern, die analoge Fotografie ist

„Debüts des Jahres“im Literaturh­aus Graz

Jänner, 19 Uhr: David Fuchs: Bevor wir verschwind­en (Haymon). Alexander Kamber: All das hier (Limmat). Ally Klein: Carter (Droschl). Johanna Maxl: Unser großes Album elektrisch­er Tage (Matthes & Seitz).

Angelika Reitzer,

geb. in Graz, lebt in Wien. Ihr jüngster Roman „Obwohl es kalt ist draußen“erschien 2018 bei Jung & Jung.

Donnerstag,

17.Jänner, 19 Uhr: Julia von Lucadou: Die Hochhaussp­ringerin (Hanser). Helmut Neundlinge­r: Eins zwei Fittipaldi (Müry Salzmann). Denis Pfabe: Der Tag endet mit dem Licht (Rowohlt). Barbara Rieger: Bis ans Ende, Marie (Kremayr&scheriau).

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über das Anfangen
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