Prävention ist wichtig – auf allen Ebenen
Rosa Logar leitet Wiener Opferschutzeinrichtung.
Frau Logar, vier Frauenmorde im noch jungen Jahr. Muss das ein Weckruf sein? ROSA LOGAR:
Wir sind als Einrichtung, die jährlich an die 6000 Opfer betreut, sehr bestürzt darüber, dass diese Mordserie an Frauen anhält. Opfer erleiden wiederholt durch den gleichen Täter Gewalt. Staatliche Interventionen sind oft nicht effektiv darin, Täter zu stoppen.
Das Innenministerium stoppte ein Projekt gegen Gewalt an Frauen – ein fataler Irrtum?
Wir bedauern es sehr, dass die multiinstitutionellen Fallkonferenzen gestoppt wurden. Wir brauchen sie als Opferschutzeinrichtungen.
Spielt hier auch patriarchales Besitzdenken eine Rolle?
Ja, dieses Besitzdenken ist leider noch immer nicht völlig überwunden und führt zu schwerer Gewalt und Morden – insbesondere, wenn Opfer versuchen, sich zu trennen oder Schritte gegen die Gewalt setzen wollen.
Wo kann man ansetzen?
Prävention ist wichtig, auf allen Ebenen. Dazu gehört auch, aggressive Personen im Auge zu behalten. Das Aggressionsproblem geht nicht einfach weg, es bricht wieder durch – und wir dürfen nicht warten, bis es so weit ist. Anzeigen alleine genügt nicht, im Gegenteil: Anzeigen können auch mehr Gewalt hervorrufen. Parallel müssen wir effektiv Opfer schützen.