Kleine Zeitung Steiermark

„Es grenzt an ein Wunder, dass alle leben“

- Von Christian Nerat Einen Steinwurf

In der Nacht auf gestern raste eine Lawine durch das Erdgeschoß des Hotels Pehab in Ramsau. 60 Gäste schliefen in ihren Zimmern.

Beim Blick durch die zerborsten­en Fenster in den Speisesaal des Hotels Pehab im Ortzentrum von Ramsau läuft es einem eiskalt über den Rücken. Wenige Stunde zuvor, gegen ein Uhr früh, ist in der Nacht auf gestern eine Lawine durchgerau­scht. Dort, wo beim Abendessen noch 60 Gäste saßen. Jetzt ist der Saal mit Schnee gefüllt, seine Einrichtun­g komplett demoliert. Dort, wo sich die Lawine an der Südseite des Hotels wieder ihren Weg ins Freie gebrochen hat, türmen sich die Schneemass­en fast bis zur Decke. Auch ein Appartemen­thaus neben dem Hotel wurde schwer getroffen.

Bürgermeis­ter Ernst Fischbache­r und Bergrettun­gschef Heribert Eisl, die mit Landesrat Hans Seitinger den Schaden begutachte­n, sind ernst und wortkarg. Beide kennen die schneereic­hen Winter am Fuße des nur zu gut und haben schon viel gesehen. Und doch hätte nie jemand eine solche Katastroph­e für möglich gehalten. „Das hat es noch nie gegeben, dass eine Lawine so weit in den Ort herunterge­kommen ist“, erklärt der Bürgermeis­ter. „Es grenzt an ein Wunder, dass alle leben“, ist an diesem Tag in Ramsau das geflügelte Wort.

entfernt, im Hotel Matschner, ist in der gemütliche­n Eingangsha­lle kaum ein Platz frei. In tiefen Polsterses­seln sitzen an die 50 Menschen. Kaum einer spricht. Die Skigruppe aus Dänemark hat ihren Urlaub im Hotel Pehab verbracht. Mitten in der Nacht wurden sie vom Krach aus dem Schlaf gerissen, dann ging alles schnell. Von der Feuerwehr wurden die Gäste evakuiert, zwei Polizisten, Mitglieder der dänischen Gruppe, reagierten geistesgeg­enwärtig. „Sie sind noch durch alle Zimmer gelau- fen, um zu kontrollie­ren, ob alle draußen sind“, erzählt ein Feuerwehrm­ann. Das Hotel Matschner hat die Evakuierte­n mitten in der Nacht aufgenomme­n, an Schlaf war bei den geschockte­n Urlaubern aber ohnehin nicht mehr zu denken.

Die Lawine kam auf überrasche­nd leisen Sohlen. Selbst Anrainer bekamen den Abgang selbst gar nicht mit. Gerald Schrempf, der nur 30 Meter nedachstei­ns ben dem Hotel wohnt: „Die Lawine selbst hab ich gar nicht gehört, dabei hab ich einen leichten Schlaf. Aber es hat so gestürmt, dass es ohnehin die ganze Nacht ziemlich laut war.“

Die Wirkung war allerdings verheerend. Ein Reisebus und mehrere Pkw vor dem Hotel wurden zum Spielball. Der Bus wurde gegen eine große Tanne geschleude­rt, die im Winter seit Jahren als Weihnachts­baum

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