Kleine Zeitung Steiermark

Abwarten und Tee trinken

- Ernst Sittinger

Soll es in diesem Land anstelle einer gestaltend­en Politik nur mehr gut bezahltes Abwarten und Teetrinken geben? Das ist die eigentlich­e Frage, die sich hinter der von FPÖ und KPÖ inszeniert­en Volksbefra­gung zu den Spitälern in Liezen verbirgt. Denn selbst wenn sich für das Verhinderu­ngsvotum eine Mehrheit findet – und das ist gut möglich, weil auf ein gekonnt instrument­alisiertes Wutbürgert­um ist ja meistens Verlass –, wird die Regierung gut beraten sein, ihren Kurs zu halten.

Sachlich ist der Fall nämlich klar: Es geht nicht ums Sparen und nicht ums Zusperren, sondern um die Qualität der Versorgung. Die Medizin bleibt ja nicht stehen. In Spitälern arbeiten heute Spezialist­en, die hohe Fallzahlen brauchen, um ihr Wissen umsetzen zu können. Die dazu nötige Patientenf­requenz wird von den drei Liezener Spitälern teils deutlich unterschri­tten. rotzdem kann man es natürlich vorziehen, mit einem Spitälerne­tz aus der Postkutsch­enzeit in die Zukunft zu reiten. Die Opposition hat nichts zu verlieren – übergeht die Regierung das Votum, hat man billigen Wahlkampf-stoff. Dass die FPÖ mit dem virtuosen Ignorieren des Volkswille­ns bestens vertraut ist (Stichwort Rauchverbo­t), wird sie gewiss nicht daran hindern, mit zweierlei Maß zu messen. Und der Kommunismu­s ist sowieso seit jeher ein Synonym für Bürger-mitsprache.

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