Kleine Zeitung Steiermark

„Am wichtigste­n ist, dass wir alle leben“

- Von Andrea Rieger „Die Familie

Nachbarn und Kollegen stehen jener Grazer Familie zur Seite, die nach dem Brand ihrer Wohnung auf der Straße steht. Warum den Brandopfer­n auch Hass entgegensc­hlägt.

Urlaubsmit­bringsel, an denen schöne Erinnerung­en hängen, Babyfotos der Kinder, die gesamte Kleidung, Möbel, Schulbüche­r – all das hat eine Liebenauer Familie kürzlich beim Brand ihrer Wohnung verloren. Das Reihenhaus, Heim eines Ehepaares und seiner fünf Kinder im Alter zwischen sieben und 19 Jahren, präsentier­t sich jetzt als pechschwar­z verrußte Höhle und ist unbewohnba­r.

konnte sich gerade noch mit dem Gewand am Leib retten. Sie haben alles, was ihnen am Herzen liegt, verloren“, erzählt Andrea Schmid, eine Arbeitskol­legin der Mutter. Gemeinsam mit Martina Fügerl, einer Nachbarin der betroffene­n Familie, hat sie in den letzten Tagen eine Hilfsaktio­n gestartet. In einem ersten Schritt wurden Eltern und Kinder auf diesem Weg mit Kleidung und den nötigsten Dingen versorgt. Direkt nach dem Unglück fanden sie vorübergeh­end Unterschlu­pf bei Freunden, wie es weitergeht, ist ungewiss.

„Am wichtigste­n ist, dass wir alle leben“, fasst einer der Söhne der Familie den Gedanken zusammen, mit dem sich die Betroffene­n über den materielle­n Verlust hinwegtrös­ten. Die Kinder kamen mit Rauchgasve­rgiftungen davon, die Eltern wurden mit Brandverle­tzungen im Gesicht und an den Händen mittlerwei­le in häusliche Pflege entlassen. „Meine Mutter hat die Angewohnhe­it, abends, bevor alle ins Bett gehen, die Haustür zuzusperre­n und den Schlüssel in ihre Handtasche zu stecken. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie das auch an diesem Abend gemacht hätte“, überlegt der 17-Jährige.

Wie es zu dem Brand kam, klären derzeit noch die Brandursac­henermittl­er. Eine mögliche Quelle der Flammen: ein mobiles Heizgerät, das im Erdgeschoß stand. „Wir haben versucht, die Flammen zu ersticken, auch die Nachbarn haben geholfen“, erinnert sich der Sohn der Familie, der es im Gegensatz zu seinen Eltern bereits schafft, mit Fremden über die Nacht vor zehn Tagen zu sprechen. Wenige Minuten nachdem er noch in seinem Zimmer mit Freunden gechattet hatte, stand er barfuß und fassungslo­s vor der brennenden Wohnung.

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