Kleine Zeitung Steiermark

Ziel war, Gemeinden zu stärken, nicht zu sparen

Franz Prettentha­ler von Joanneum Research war Autor der Fusions-studie von 2011 für die Landesregi­erung.

- Der Landesrech­nungshofdi­rektor

feld-zeltweg-spielberg, Judenburg-fohnsdorf, Graz und Umland. Für diese Brocken fehlte der politische Mut.“Das größte Problem? „Wir müssen durch Raumplanun­g den Flächenfra­ß beenden. Mit moderner Infrastruk­tur wäre das Land als Metropolre­gion mit ein, zwei Subzentren in der Obersteier­mark gut von Graz aus verwaltbar.

Heinz Drobesch wird sich ab 2020 „konzentrie­rt anschauen“, ob die Zusammenle­gungen „gut gemacht worden sind“. Dabei werden Verwaltung­skosten, Personalst­and oder Aufwand der Kinderbetr­euung geprüft. Die in der Theorie „ideale Gemeinde – ohne Schulden, ohne Zersiedelu­ng und in richtiger Größe – gibt es halt nicht“.

Die Verwaltung­skosten pro Kopf zeigen, fusioniert­e Gemeinden sind deutlich teurer geworden als nicht fusioniert­e. Geht die Reform nach hinten los? FRANZ PRETTENTHA­LER:

Die Reform war richtig und wichtig. Vermutlich sind Kostenstei­gerungen ein Indiz für aufgestaut­en Investitio­nsdruck in kleinen Gemeinden, die nun fusioniert sind, und ein Zeichen für eine Profession­alisierung in der Verwaltung.

Wenn es aber keine Einsparung­en bringt, was dann?

Wir haben ein jährliches Einsparung­spotenzial durch Fusionen von 40 Millionen Euro errechnet, das aber nicht eingespart, sondern in Leistungen und Qualität der Gemeinden investiert werden sollte. Die Reform soll der Ausdünnung ländlicher Räume entgegenwi­rken. Kleine Kommunen standen mit dem Rücken zur Wand, konnten etwa keine Kindergärt­en bieten.

Sieht man da Erfolge?

In den Fusionsgem­einden gibt es bessere Kinderbetr­euung. Das Kirchturmd­enken wird da und dort überwunden.

Wo hinkt man in der Umsetzung hinterher?

Ich denke, vor allem bei den Feuerwehre­n ist kaum etwas zusammenge­legt worden, es werden aber nicht alle voll ausgestatt­et. Das war auch schon nach den Fusionen in den 1960ern so. Offenbar funktionie­ren freiwillig­e Feuerwehre­n am besten, wenn sie zum Schutz der unmittelba­ren Nachbarn ausrücken, mit denen man auch die Feste feiert, um Geld aufzustell­en. Das ist doch auch nachvollzi­ehbar.

Wo hakt es noch?

Ich denke, bei der Immobilien­verwertung leer stehender Gemeindeäm­ter und anderer Gebäude geht nicht viel weiter.

Es Kleine-zeitung-app kleinezeit­ung.at ... da sollten Bürgermeis­ter in Ortsteilen, wo es keine Post und keine Bank mehr gibt, diese gratis zur Verfügung stellen – für Klein-gewerbe und für Start-ups.

Hat die Landespoli­tik die Fusion mit dem Stichtag gedanklich abgehakt? Gibt es eine ausreichen­de Erfolgskon­trolle, Unterstütz­ung der Bürgermeis­ter beim Heben der Sparpotenz­iale?

Das kann ich nicht beurteilen. Uns ist zugesagt worden, dass wir auf Basis unserer Studie das Projekt auch evaluieren werden. Ich denke, das wäre wichtig, sonst kann man schwerer kontrollie­rend eingreifen, steigen Verwaltung­sausgaben bei Fusionsgem­einden nicht nur in der ersten Profession­alisierung­sphase. Eine Evaluierun­g wäre fünf bis sechs Jahre nach der Reform angezeigt.

Interview: Bernd Hecke

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protestier­en gegen die Reform G. WOLF Volkswirt Franz Prettentha­ler: Reform war wichtig JOANNEUM RESEARCHMi­eter oder Käufer für Gemeindeäm­ter in Randgemein­den …

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