Der Großstadtflaneur
„Der Nino aus Wien“: ein urcooler Hund, der nicht kläfft.
Einen Ofen rauchen im Donaupark, die nervösen Schutzengel schauen zu, und im Schwedenespresso laufen die alten Hadern in der Jukebox. Wunderbare Szenen wie diese und noch viele mehr („Der Frühling wärmt harte Steine“, „Das Messer am Boden des Herzens ist scharf“) malt Der Nino aus Wien in die Soundlandschaft, Freitagabend im gut gefüllten Dom im Berg.
„Am liebsten mag i die Gschichtln, die echt sind“, schmunzelte er ins Publikum und erzählte solche. Seine Band ruckelte kongenial dazu, es ging durch Kaffeehäuser und andere Lustbarkeiten, musikalisch ließen immer wieder Ninos große Helden, die Kinks, grüßen. Lässig streift der Großstadtflaneur durch den Alltag. „Manchmal bist Erster, manchmal Letzter.“Aber meist im Mittelfeld. Das zu wissen und seine Leichtigkeit nicht zu verlieren, dazu gehört Mut.
Ninos Worte sind stark, weil er keine Muckis zeigt. Das Wissen, dass er zu den wahrhaftigsten der jungen Garde des neuen Wienerliedes gehört, gibt Kraft. Wie alle großen Liederschreiber ist natürlich auch der Nino ein noch größerer Romantiker. Und ein Unerschrockener, der selbst an einem Dylan-cover („Simple Twist of Fate“) nicht scheitert. Echt bleiben, weiterflanieren und wiederkommen, bitte!
Bernd Melichar