Wofür der Mut fehlte
So bunt und divers und mit wahren historischen Begebenheiten gespickt war die Königsdisziplin „Bester Film“bei den Oscar-nominierungen vielleicht noch nie. Die Kandidaten für einen Goldbuben erzählen von Tatsachen wie der Infiltrierung des Kuklux-klans („Blackkklansman“), von Rassismus in den Südstaaten („Green Book“), vom ersten schwarzen Superhelden im Mainstream-comic („Black Panther“), von starken bis widerspenstigen Frauen („The Favourite“, „Roma“), realen Politfiguren („Vice“) oder feiern Publikumslieblinge in „A Star Is Born“oder „Bohemian Rhapsody“. Auf den ersten Blick war diese Kategorie schon einmal eindimensionaler – also männlicher und weißer. Auf den zweiten Blick aber offenbaren sich dennoch einige Schwächen. Experten hätten „If Beale Street Could Talk“favorisiert, das neue Drama des Oscarpreisträgers Barry Jenkins („Moonlight“). Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von James Baldwin von 1974 und holt den latenten Rassismus der Zeit in schmerzhaften Szenen einer Lovestory in die Gegenwart. Dafür war die Academy dann doch zu mutlos.