Anbruch einer neuen Zeit
Lydia Burchhardt
ist evangelische Pfarrerin an der Johanneskirche und an der Uni Klagenfurt
Der Evangelist Lukas berichtet, dass Jesus nach seiner Taufe in die Wüste geführt wird und vierzig Tage lang in seinem Inneren mit großen Anfechtungen und Versuchungen ringt. Und nun kehrt er – erfüllt, gestärkt, kraftvoll – zurück nach Nazareth in Galiläa und offenbart sich der Gemeinde in nur einem Satz:
„Das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, hat sich heute erfüllt.“Das heißt im Klartext: Ich bin es, von dem der Prophet Jesaja hier redet! Er hat mich gesandt, den Armen das Evangelium zu bringen; den Gefangenen zu predigen, dass sie frei sein sollen, den Blinden, dass sie sehen sollen; die Zerschlagenen zu befreien und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.
Die Menschen damals erhofften sich ein neues Zeitalter, eine Umwälzung der Verhältnisse, einen, der die Macht hat, alles gut zu machen. Heute geht es vielen Menschen ebenso. Sie wünschen sich einen Gott, der bei all den schlimmen
Dingen dieser Welt direkt eingreift und alles gut macht.
Allerdings hat Jesus schon zu Beginn seines Wirkens deutlich gezeigt, dass Gott anders als erwartet in die Welt eingreift und dass er in all unserem Tun mit uns sein wird. Das ist Trost und Herausforderung zugleich. Denn er macht nicht kluge Worte, sondern er selber ist das Programm. Er lebt Gottes Wort und wird es in vielen weiteren Begegnungen bezeugen.
Jesu Worte in der Synagoge von Nazareth waren ein hohes Risiko und seine Botschaft kam nicht bei allen gut an. Und so ist es geblieben: Das Risiko der Liebe und Offenheit gegen die vermeintliche Sicherheit unserer alltäglichen vertrauten Handlungen ist geblieben. Es braucht auch heute Menschen, die Visionen und Träume von einer besseren Welt haben und mutig und voll Vertrauen kleine und große Schritte wagen, damit ihre Träume und die prophetischen Verheißungen Wirklichkeit werden.