Grausame Welt
Das Redaktionsgeheimis, geneigte Leserinnen, würde ich, wenn überhaupt, nur unter Androhung oder Ausführung schwerer Folter preisgeben, dennoch sage ich Ihnen jetzt ganz im Vertrauen, dass selbst meine heftig verehrte Wortpartnerin Ute B. nicht ganz vor der verbalen weiblichen Heimtücke gefeit ist. „Hast eine Idee für die Kolumne?“, simste ich ihr mit zittrigen Fingern vom Krankenbett aus. Selbiges musste ich streng hüten, weil mich ein argböser Infekt dazu zwang, sehr viel Zeit an jenem Ort zu verbringen, wo selbst der Kaiser zu Fuß hingehen musste. Ihnen erspare ich Details, mir selbst blieb während dieser schlimmen Tage nichts erspart, aber ich bin schließlich ein Mann und will nicht klagen, und, ja, danke der Nachfrage, es geht mir ein klein wenig besser und wenn sich mein Zustand nicht wieder verschlechtert, werde ich dieses Übel wohl überleben.
Aber jetzt zurück zu Ute B. Was antwortet sie mir pfiffig auf meine fiebrige, mit letzter Kraft geschriebene Textnachricht? Siehe oben! „Hören wir auf unser Bauchgefühl?“Und ein paar einschlägige, wie heißen die Dinger doch gleich, Emojis hat sie mir auch dazugetippselt. Eines davon hatte große Ähnlichkeit mit mir: Grün im Gesicht, geweitete Augen, heraushängende Zunge. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Welt, vor allem jener Teil, der von Frauen bewohnt wird, grausam zu uns kranken Männern ist.
BM