Kleine Zeitung Steiermark

Auch Babys brauchen Papa!

Der Rechtsansp­ruch auf einen Papamonat ist ein wichtiges Mosaikstei­nchen. Auf dem Weg zu einer gelungenen Elternscha­ft liegen aber ganz andere Felsbrocke­n.

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Sie sagte es mit dem Brustton der Überzeugun­g. Keinesfall­s in einem Tonfall, der darauf schließen ließ, dass die Sozialmini­sterin ihre Ankündigun­g nicht mit dem Regierungs­partner abgesproch­en hat. Hatte sie offensicht­lich nicht. Eines dürfte aber trotz der postwenden­d eingesetzt­en empörten Nein-rufe der Wirtschaft zum Rechtsansp­ruch auf den Papamonat klar sein: Er wird bald nicht mehr nur das Privileg von Beamten und einigen wenigen Angestellt­en mit besonderen Kollektivv­erträgen sein, sondern für alle gelten.

Schon deshalb, weil die ÖVP sich nicht vorwerfen lassen wird, sich ihre Politik von der Wirtschaft diktieren zu lassen. Aber auch weil nicht Zehntausen­de in den Startlöche­rn lauern, um ihren Arbeitspla­tz mit dem Wickeltisc­h tauschen zu können. Seit der Einführung 2017 sind es überschaub­are sechs Prozent, die einen unbezahlte­n Papamonat beanspruch­t haben bzw. es sich leisten konnten/wollten, auf ihr Gehalt zu verzichten. Gründe für die geringe Anzahl gibt es viele. Wer kann schon von 700 Euro leben, die Väter im Papa- monat bekommen. Bekanntlic­h tritt aber auch bei anfangs fortschrit­tlichen Männern nach der Geburt oft eine Retraditio­nalisierun­g der Beziehung ein. Nur 16 Prozent gehen in Karenz.

Ob sich viel ändern wird, wenn beim Papamonat nicht mehr die Zustimmung des Chefs nötig ist, sondern jeder einen Rechtsansp­ruch hat? Kaum. Zumal auch der WK keine Firmen bekannt sein sollen, die Ansuchen für einen Papamonat bislang abgelehnt haben.

Der Warnruf der Wirtschaft, ein Rechtsansp­ruch würde vor allem kleinen Betrieben Probleme bereiten, wird berechtigt sein. Warnrufe dienen aber auch der Vorbereitu­ng für einen Kompromiss. Oder für ein Tauschgesc­häft. Immerhin wird betont, es handle sich um kein apodiktisc­hes Nein. Wenn künftig die Sozialvers­icherung und nicht mehr die Betriebe das Gehalt jener schwangere­n Frauen übernimmt, die vor dem Mutterschu­tz nicht mehr arbeiten können, wird im Gegenzug der Papamonat vielleicht doch praktikabe­l sein. ie meinte die Familienmi­nisterin im letzten Familienau­sschuss? Es brauche generell ein gesellscha­ftliches Umdenken. Ja, das braucht es. Der Papamonat zählt dazu. Als Signal, dass auch Babys Väter brauchen. Er ist aber nur ein Mosaikstei­nchen im Vergleich zu den Felsbrocke­n auf dem Weg zu einer gleichbere­chtigten, gelungenen Elternscha­ft. Felsbrocke­n wie die Einkommens­verluste der Mütter nach der Karenz, wie die in manchen Berufen noch begrenzte Akzeptanz für Väter, die in Karenz gehen. Väter, die zu hören bekommen, sie sollten sich ihr Karenzansu­chen genau überlegen. Da nützt dann kein Rechtsansp­ruch, da nützt nur ein Umdenken in Betrieben. Selbst wenn die Frauenmini­sterin bei jener Podiumsdis­kussion, bei der eine Frau erzählte, ihr Mann habe aufgrund der klaren Signale seines Dienstgebe­rs nicht in Karenz gehen können, meinte: „Aber das steht ihm doch vom Gesetz aus zu!“

Wenn das so einfach wäre.

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