Verwicklungen im „Kirschgarten“
War früher wirklich alles besser? Um die Folgen des Nicht-loslassen-wollens bzw. Sich-der-zukunft-verweigerns geht es in Tschechows „Kirschgarten“. Vor der Premiere am 8. Februar sprechen die Ensemble-mitglieder Evamaria Salcher und Nico Link über ihre Ro
Die Ranjewskaja kommt nach fünf Jahren aus Paris zurück, weil das Gut, das sie besitzt, zwangsversteigert werden soll“, sagt Evamaria Salcher über ihre Rolle. „Sie hat allerdings ihr gesamtes Geld durchgebracht. Sie geht aber auch nicht auf den Vorschlag von Lopachin ein, den wertlos gewordenen Kirschgarten abzuholzen und das Land zu verpachten. Sie ist wie gelähmt.“Und Nico Link, der den Lopachin spielt, ergänzt: „Anders als die Ranjewskaja geht Lopachin den Schritt in die Zukunft, weil er muss: Er hasst das Umfeld, in dem er aufgewachsen ist. Als Sohn eines ehemals leibeigenen Bauern hat er sich mit Fleiß und Intelligenz hochgearbeitet. Er möchte wirklich helfen und versucht damit auch die Frau für sich zu gewinnen.“ „Es ist keine klassische Komödie, dafür gibt es viel zu viele tragische Elemente. Es ist eher eine Tragikomödie mit vielen komödiantischen Elementen“, analysiert Nico Link. Evamaria Salcher ergänzt: „Tschechow hatte ja selbst ein sehr tragisches Leben, hat aber mit einem gewissen Amüsement darauf zurückgeschaut. Er findet die schönen Momente in der Tragik.“ „Die Standesunterschiede zwischen arm und reich sind heute ein bisschen flacher, aber es gibt sie immer noch“, sagt Nico Link und erzählt: „Ich komme selber aus einem Arbeitermilieu, bewege mich aber jetzt fast ausschließlich unter Intellektuellen. Jedes Milieu hat Vorzüge, und wenn man über den Tellerrand hinausblickt, ist das für beide Seiten ein Gewinn.“„Ja, und die soziale Gerechtigkeit – wo ist die?“, fragt Evamaria Salcher. „Wir reden davon, wie schlecht es um die Welt steht und dass die globale Erwärmung fortschreitet, man redet und redet – wie die Figuren im ‚Kirschgarten‘ – und keiner ändert seinen Lebensstil. Das Negieren von Problemen ist wohl etwas zutiefst Menschliches.“
Regie: András Dömötör Bühne und Kostüme: Sigi Colpe
Musik: Tamás Matkó