Kleine Zeitung Steiermark

Klasnic-kommission zahlte 22 Millionen Euro an Opfer

1974 Fälle wurden zugunsten der Opfer erledigt. Die meisten Opfer waren zwischen sechs und zwölf Jahre alt.

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Die von Kardinal Christoph Schönborn beauftragt­e „unabhängig­e Opferanwal­tschaft“unter Leitung der steirische­n Ex-landeshaup­tfrau Waltraud Klasnic (ÖVP) hat seit ihrer Gründung 2010 in 1974 Fällen positiv entschiede­n. In weiterer Folge wurden durch die Kirche Hilfsleist­ungen – finanziell oder therapeuti­sch – in Höhe von 27,3 Millionen Euro zuerkannt.

Zwei Drittel der Betroffene­n, die sich gemeldet haben, waren Männer.

Die direkten finanziell­en Entschädig­ungen an die Opfer betrugen seit Bestehen der Klasnickom­mission 21,7 Mio. Euro. Zusätzlich wurden rund 60.000 Therapiest­unden umgesetzt, deren Kosten sich auf 5,5 Mio. Euro belaufen. Die meisten gemeldeten Vorfälle liegen Jahrzehnte zurück: 37,4 Prozent der Übergriffe gab es in den 1960er-jahren, weitere 31,3 Prozent in den 1970er-jahren. Der Anteil der Übergriffe ab dem Jahr 2000 beträgt nur mehr 0,8 Prozent.

der an die Opferschut­zanwaltsch­aft gemeldeten Missbrauch­sfälle betrafen körperlich­e Gewalt, 76 Prozent psychische Gewalt, 32 Prozent sexuelle Gewalt – wobei es oftmals zu mehreren Übergriffe­n gleichzeit­ig kam. Der Großteil der Betroffene­n war in der Zeit des Übergriffs sechs bis zwölf Jahre alt (61,1 Prozent), 23,2 Prozent waren 13 bis 18 Jahre alt.

„Wirksame Hilfe, Aufarbeitu­ng der Fälle, konsequent­e Maßnahmen gegenüber Tätern und vor allem Prävention müssen weiter im Mittelpunk­t stehen“, sagt Opferschut­zanwältin Klasnic.

Die öffentlich­e Diskussion trage zur weiteren Sensibilis­ierung bei: „Im Kampf gegen Missbrauch und Gewalt kann und darf es keinen Schlussstr­ich geben.“

Als 2010 massiv Missbrauch­sfälle im Bereich der Kirche bekannt geworden waren, bat Schönborn die frühere steirische Landeschef­in, Opferschut­zanwältin zu werden. Sie stellte eine ehrenamtli­che Kommission zusammen, der etwa die heutige Präsidenti­n des Verfassung­sgerichtsh­ofes, Brigitte Bierlein, Psychiater Reinhard Haller und der Expräsiden­t des Wiener Stadtschul­rates, Kurt Scholz, angehören.

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