Sicherer mit Atomwaffen
Die Aufkündigung des Inf-vertrags über das Verbot von nuklear bewaffneten landgestützten Mittelstreckenraketen durch die USA hat unvermittelt eine weithin verdrängte Wirklichkeit ans Licht gebracht: die Existenz großer Arsenale von Nuklearwaffen und die manchen absurd erscheinende Logik ihrer Einsatzbedingungen.
Abgesehen davon, dass es völlig aussichtslos ist, Atomwaffen abschaffen zu wollen, muss man fragen, ob es überhaupt richtig wäre und die Welt zu einem sichereren Platz machen würde. Atomwaffen haben nämlich die paradoxe Eigenschaft, dazu produziert zu werden, um nicht eingesetzt werden zu müssen. Die Möglichkeiten des Einsatzes von Nuklearwaffen haben der Westen und die Sowjetunion im sogenannten Kalten Krieg entwickelt. Entscheidend ist die „Zweitschlagsfähigkeit“. Dem Gegner muss klar sein, dass er im Falle eines Angriffs die eigene Auslöschung riskiert, weil der Angegriffene immer noch genug Reserven hat, zurückzuschlagen.
Voraussetzung dafür ist ein gewisses Maß an gegenseitiger Durchschaubarkeit und die relative Ungeschütztheit möglicher Ziele, vor allem der städtischen Agglomerationen. Zudem muss man sicher sein können, dass die gegnerische Seite rational handelt. Von den bekannten Atommächten einschließlich Israel kann man das annehmen. as Paradox der totalen gegenseitigen Bedrohung als Garantie für die Sicherheit hat die Moralisten schon immer zutiefst empört. Dass „mutual assured destruction“abgekürzt das Wörtchen mad – verrückt – ergibt, ist ihnen eine Bestätigung ihrer Abscheu. In Zeiten des Ausstiegs aus ziviler Nutzung der Atomkraft (nur in Deutschland freilich) erscheint diese Logik vielen unerträglich. Um die Sicherheitseffekte der Atomrüstung zu erhalten, müsste bei deren Abschaffung ein Wettrüsten im konventionellen Bereich mit ungeheuren Kosten beginnen. Ohne nukleare Abschreckung würde das Kriegsrisiko beträchtlich zunehmen.
„Krieg ist ein zu ernstes Geschäft, als dass man ihn den Generälen überlassen könnte“, sagte der französische Staatsmann Georges Clemenceau. Er ist auch zu ernst, um ihn Pazifisten zu überlassen.
Das Paradox der totalen gegenseitigen Bedrohung als Garantie für die Sicherheit hat die Moralisten schon immer zutiefst empört.
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