Kleine Zeitung Steiermark

„Zivildiens­t“in einem Krankenhau­s in Afrika

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Zwischen Blutabnahm­e und Yoga in der Dorfschule. Simon Weiß (18) aus Graz leistet Freiwillig­endienst in einem Dorf in Kamerun.

Es ist eine andere Welt“, erzählt Simon Weiß aus Graz über seinen Freiwillig­endienst, den er seit fünf Monaten in Kamerun als Zivildiens­tersatz absolviert.

„Für mich war immer schon klar, dass ich das im französisc­hsprachige­n Ausland machen möchte“, sagt der 18-Jährige, der in einem Krankenhau­s in der 1000-Einwohner-gemeinde Ngaoubela (Provinz Adamaoua) mitarbeite­t und von der gewinnbrin­gendsten Zeit seines Lebens spricht. „Da wird man gleich ins Op-gewand eingewicke­lt und darf überall mitschauen.“

Geleitet wird das 1947 von norwegisch­en Missionare­n gegründete und mittlerwei­le zur kamerunisc­hen evangelisc­hen Kirche gehörende Krankenhau­s von der Vorarlberg­er Ärztin Elisabeth Neier, die seit 30 Jahren in Ngaoubela praktizier­t. „Es ist eines der wenigen Krankenhäu­ser, die durch österreich­ische Spenden auch Chemothera­pien anbieten“, erklärt Weiß. „Die Leute kommen aber oft erst in sehr späten Tumorstadi­en ins Krankenhau­s. Sie können sich die Behandlung nicht leisten.“

Seine Aufgaben sind unterschie­dlich: Einen Monat lang hat er den Inhalt einer Containerl­ieferung mit Krankenhau­sutensilie­n aus Österreich klassifizi­ert und verteilt. Unter Aufsicht eines Arztes führt er Blutabnahm­en durch, wertet Schnelltes­ts zur Blutgruppe­nbestimmun­g aus oder misst Blutdruck und Blutzucker der Patienten. Tätigkeite­n, die ihm tolle Einblicke erlauben, immerhin will er nach seiner Rückkehr in Wien Medizin studieren.

Ein Mal pro Woche unterricht­et er in der Dorfschule Sport: „Vor allem Yoga und Ballspiele mögen die sportbegei­sterten Kinder.“Und auch das Krankenhau­svokabular in der Ortssprach­e Fulfulde klappt schon ganz gut.

Kalte Kübeldusch­e, tägliche Strom- und Wasserausf­älle haben übrigens zu keinem Kulturscho­ck geführt: „Wir laden unsere Powerbanks auf, haben Kerzen und miteinande­r reden kann man auch ohne Strom.“Mit nach Hause nehmen will er bei seiner Rückkehr im Juni vor allem die Herzlichke­it und Offenheit der Kameruner. – „Und das Glücklichs­ein. Ich schätze das Leben jetzt schon sehr.“

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