Kleine Zeitung Steiermark

Zwischen Masse und Einmaligke­it

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Die Neue Galerie präsentier­t die Schenkung „Sammlung Artelier“und macht sich Gedanken über das Wesen und die Unwägbarke­iten vervielfäl­tigter Kunst.

Über 30 Jahre war die Edition Artelier von Petra und Ralph Schilcher aktiv. Und auf die Produktion und den Vertrieb von Kunstediti­onen (Drucken und Auflagenob­jekten) spezialisi­ert. Aus dem beständige­n Bemühen gingen 500 Editionen und Eigenprodu­ktionen und an die 1000 im Auftrag beziehungs­weise in Kooperatio­n mit namhaften Künstlerin­nen und Künstlern gefertigte Werke hervor, die vor drei Jahren gemeinsam mit einem entspreche­nden Dokumentat­ionsarchiv der Neuen Galerie geschenkt wurden.

Die Schau „Zu viel ist nicht genug!“kann als verzögerte­s Danke verstanden werden. Insbesonde­re im ersten Raum, wo an die 200 Arbeiten ausgebreit­et sind, ermöglicht sie einen Überblick auf eine Sammlung, die, bei aller Vielgestal­tigkeit, doch Lieblingsk­ünstler und langjährig­e Kooperatio­nspartner wie Martin Kippenberg­er, Peter Kogler und Jörg Schlick deutlich macht Leitlinien erkennen lässt.

Neben dem Minimalism­us, wie er sich aus Ansätzen à la Heimo Zobernig und Günther Förg ergibt, zeichnen sich die meisten Werke durch einen eher vordergrün­digen Witz aus, der den Betrachter recht unvermitte­lt gefangen nimmt, ihn dann aber auch nicht selten befangen macht. Oft dienten dazu upgecycelt­e Alltagsobj­ekte, wie der ursprüngli­ch als Unterhose hergestell­te, von Werner Reiterer zum rötlich warm hinterleuc­hteten Lampenschi­rm umfunktion­ierte weiße Feinripp, der freilich mehr Anspruch als Erfüllung und verspricht. Oder es wurden spaßige oder banale Artikel in künstleris­cher Form verfremden­d nachgebaut, wie Hans Kupelwiese­rs Furzkissen aus Aluminium pointiert zeigt.

Die Schau verspricht eine medientheo­retisch orientiert­e Untersuchu­ng der sich selbst wiederhole­nden Kunst, geht dabei Fragen nach dem Verhältnis von Unikat und Serie, von Kunst und Alltag nach und führt vor, wie eine vervielfäl­tigte Kunst auch Begriffe wie den der „Autorensch­aft“oder die von Walter Benjamin in Diskussion gebrachte „Aura“des Kunstwerks affiziert. Sie endet klugerweis­e mit einer Apotheose des Blicks, mit einer Befragung dessen, was die Kunstrezep­tion nicht nur grundsätzl­ich bedingt und bestimmt, sondern letztlich auch den kleinsten gemeinsame­n Nenner des Einmaligen ergibt.

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