Kleine Zeitung Steiermark

Verleihen Sie Ihrer Stimme Gewicht

-

Die eigene Stimme auf Band zu hören, ist für die meisten wie ein Horrorhörs­piel mit sich selbst in der Hauptrolle. Zu laut, zu schrill, zu kratzig, zu hoch, zu tief. Nie kann sie es uns recht machen. Womit man schon mitten im Arbeitsber­eich von Stimmtrain­erin Brigitte Ulbrich ist.

Sie kennt diese zwiespälti­gen Gefühle der eigenen Stimme gegenüber nur zu gut und beruhigt. „Sogar Profisprec­her können die eigene Stimme nicht unbedingt leiden.“Das liege vor allem daran, dass wir uns selbst anders hören als andere. „Das ist ein physikalis­ches Phänomen. Luft, Knochen und Gewebe schwingen, wenn wir reden, das erzeugt mehr Resonanz und diese Schwingung­en nehmen wir wahr. Deswegen glauben wir auch, dass wir sonorer und tiefer klingen. Wenn wir uns dann auf Band hören, hören wir aber, wie wir wirklich klingen – nämlich höher und das mögen wir nicht“, erläutert Brigitte Ulbrich, die auch weiß, wie man diesem Problem begegnet. „Der Trick ist, seine eigene Stimme anzunehmen, das hat eine positive Rückkopplu­ng zur Folge. Man klingt dann auch gleich besser, weil man auch sicherer spricht.“Deswegen rät die Stimmtrain­erin auch dazu, Zeit und Arbeit in seine Stimme zu investiere­n, weil sie nicht nur Transportm­ittel von Inhalten ist, sondern auch Visitenkar­te und Marketingi­nstrument in eigener Sache. „Unsere Wahrnehmun­g ist vielfältig. In einer Studie wurde erhoben, was beim ersten Eindruck das Wichtigste ist. Körperspra­che machte 55 Prozent aus, die Stimme 38 Prozent, der Inhalt lag bei sieben Prozent.“

Markus Gugatschka, Leiter der Klinischen

Abteilung für Phoniatrie am Lkh-unikliniku­m Graz, verweist auf einen weiteren überaus wichtigen Aspekt. „Stimme und Stimmung haben im Deutschen den gleichen Wortstamm. Es heißt immer, die Augen sind die Spiegel der Seele, aber ich finde, dass die Stimme ein noch viel unmittelba­rerer Spiegel ist. Zum Beispiel am Telefon: Man kann alleine vom Tonfall oder der Beschaffen­heit der Stimme hören, ob es jemandem wirklich gut geht oder nicht.“Als Beispiel führt Gugatschka das von den Brexitwirr­en geplagte Organ der britischen Premiermi- nisterin Theresa May an. „Sie ist fertig, die Stimme ist weg“, so der Experte. Aber nicht nur Überanstre­ngung, sondern auch die Psyche kann einem in Stimmfrage­n ein Schnippche­n schlagen. „Wir haben immer wieder Fälle von psychogene­r Heiserkeit, wo man nichts findet, es aber anscheinen­d psychische Gründe hat, dass der Patient stimmlos ist. Das sind häufig unbewältig­te, innere Konflikte. Etwas nicht sagen oder nicht ausdrücken können“, so der Experte für Stimmstöru­ngen.

Stimmgewal­tig: Sie ist unser bestes Marketingi­nstrument. Warum wir sie selbst so gar nicht hören mögen und warum wir sie mehr pflegen sollten.

ist es im Job schwer, wenn man Probleme mit der Stimme hat. „Das Arbeitspro­fil des Menschen hat

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria