Kleine Zeitung Steiermark

Böses Blut ums höchste Gut

-

Unsere wichtigste Ressource birgt massives Konfliktun­d Gefahrenpo­tenzial. Eine Analyse zum Weltwasser­tag.

Im Vergleich mit anderen Regionen auf unserer Welt ist Österreich eine Insel der Seligen – auch was das Wasser betrifft. Schöne Seen, rauschende Bäche und klares Trinkwasse­r sind aber auch hierzuland­e keine Selbstvers­tändlichke­it. Laut Erhebungen der Europäisch­en Umweltagen­tur sind rund 60 Prozent unserer Gewässer „sanierungs­bedürftig“, gelten also nicht mehr als ökologisch intakt. „Wer unser Wasser nicht ausreichen­d schützt, gefährdet nicht nur den Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenar­ten, sondern langfristi­g auch das Grundwasse­r und damit die Trinkwasse­rqualität“, warnt Wwf-experte Gerhard Egger. Dennoch ist die Qualität unseres Trinkwasse­rs tadellos.

Weltweit haben laut UNO mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasse­r. Die Hälfte der Menschheit, rund 3,6 Milliarden Menschen, ist bereits von Wassermang­el bedroht. Diese Zahlen stammen aus dem Weltwas- serbericht der Vereinten Nationen. Und die Prognosen sind düster: Bis zum Jahr 2050 sollen es schon 5,7 Milliarden sein. Die maßgeblich­en Gründe dafür: Bevölkerun­gswachstum, Umweltvers­chmutzung, Klimawande­l, maßloses Konsumverh­alten und eine Landwirtsc­haft, die die steigende Nachfrage bedienen muss. Als problemati­sch erachtet wird die Intensivti­erhaltung, die große Wassermeng­en verbraucht und zugleich die Nitratwert­e im Grundwasse­r mit dem Ausbringen von Dünger in die Höhe treibt.

drohte Kapstadt als erster Stadt der Welt das Trinkwasse­r auszugehen. Dies konnte zwar abgewendet werden, doch seither war der Pro-kopfverbra­uch in der südafrikan­ischen Stadt auf 50 Liter pro Tag beschränkt – das muss fürs Trinken, Duschen, Putzen, Kochen und Klospülen reichen. Erst kürzlich wurde das Limit leicht angehoben. Zum Vergleich: In Mitteleuro­pa liegt der tägliche Wasserkons­um bei etwa 121 Litern pro Kopf. Zugleich ist einer der Exportschl­ager Südafrikas, die Avocado, besonders „durstig“. Um eine einzige Frucht zu produziere­n, sind mehr als 500 Liter nötig. Ein Kilo Tomaten kommt mit 180 Litern aus.

Und während der Aculeo-see in Chile innert weniger Jahre komplett ausgetrock­net ist, überschwem­mte Zyklon „Idai“Teile Südostafri­kas und löschte mit einem Schlag Hunderte Leben aus. Auch dort ist Trinkwasse­r nun Mangelware und das bedroht Hunderttau­sende. Einem neuen Bericht der Kinderhilf­sorganisat­ion Unicef zufolge birgt verschmutz­tes Trinkwasse­r tödlichere­s Potenzial als Schusswaff­en. Denn in lang anhaltende­n Konflikten haben Kinder unter 15 Jahren ein fast dreimal höheres Risiko, an Krankheite­n zu sterben, die auf verseuchte­s Wasser zurückzufü­hren sind, als durch direkte Waffengewa­lt. Je jünger das Kind, umso größer die Gefahr.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria